Meinungsfasching

Harald Stauder: Harald Stauder ist ein mutiger Mann im Internet, was man daran erkennt, dass er dieselben Sachen sagt wie alle anderen mutigen Männer im Internet. Dass ein bisschen Schuhcreme im Gesicht zum Fasching gehört, zum Beispiel. Dass die Welt voll mit Fanatikern sei, die „überall Rassismus wittern“. Und, natürlich, dass man heutzutage ja gar nichts mehr sagen dürfe. Sogar eine eigene Sendung zu diesen Themen hat sich Stauder gebastelt, mit Intro­musik und Grafiken und einem kräftig gerösteten Titel: „Auf einen Espresso mit Harald Stauder“. Wofür man als Lananer ­Bürgermeister eben so Zeit hat.

Nun ist Wahlkampf die Fortsetzung des Faschings mit anderen Mitteln, weshalb Sie sich noch auf viele Monate derartigen Blödsinn einstellen müssen. Ab jetzt beginnt die sechste Jahreszeit, in der Meinungen anprobiert werden wie Kostüme: schwere Ent-Rüstungen für alle. Es ist die Zeit der mutigen Männer, die mit dem Kopf gegen eine Wand rennen, die in Wirklichkeit eine offene Tür ist. Es ist die Zeit der Männer, die gegen „Cancel Culture“ wettern, weil sie sonst etwas Sinnvolles sagen müssten. Es ist die Zeit von Harald Stauder.

Anfang Februar gab er dem Online-Portal Salto.bz ein Interview, er hätte den Klartext sprechen können, den er angeblich so liebt. Stattdessen servierte er fast 6.000 Zeichen heiße Luft, im Kostüm des ernsthaften Politikers. Kandidiert er nun für den Landtag? „Im Moment will ich mich nicht an den vielen Spekulationen beteiligen.“ Ist er konservativ oder liberal? „Ich bin nicht daran interessiert, mit Kategorien zu arbeiten.“ Ist er das Gegengewicht zu ­Rosmarie Pamer? „Ich bin weder ein Gegengewicht von irgendjemandem noch sehe ich irgendein Gegengewicht zu mir.“

Aha, okay, so also sehen diese Sprachverbote aus. Man darf heutzutage ja wirklich nichts mehr sagen – zumindest nichts, was einen schönen Posten gefährden könnte.

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