Außensicht

Dem Luis die Treue

Aus ff 21 vom Donnerstag, den 25. Mai 2023

Durnwalder und der Sonderfonds

Im politischen Südtirol hält sich eine hartnäckige Legende: Arno Kompatscher, heißt es, sei fragil und wehleidig, ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem resoluten Luis. Nichts hätte ihn, den SVP-Buddha, je aus dem Gleichgewicht bringen können, der Mann hat ein dickeres Fell als ein Löwe.

Nun, wenn die Legende stimmt, gibt sich Luis Durnwalder viel Mühe, sie zu widerlegen. Interviews mit dem Alt-Landeshauptmann lesen sich seit Jahren wie wehleidige Tagebucheinträge: „Man hat mich allein gelassen“, seufzte Durni 2019, nach dem Sonderfonds-Urteil in Trient. Kompatscher habe ihn „im Stich gelassen“, hieß es zwei Jahre später. Er fühle sich als „politisches Opfer“, klagte König Luis im Herbst und dass man zugeschaut habe, wie er „gerupft“ werde. So schnell wird aus dem Löwen ein Huhn.

Durnwalder ist einer der wenigen Märtyrer, die das Kunststück vollbringen, ihr eigenes Leid zu besingen – er lebt ja noch. Seit vergangener Woche hat er sogar seinen griechischen Chor. Er besteht aus den SVP-Landtagsabgeordneten Locher, Noggler, Vallazza und er singt das Lied der Herrlichkeit: „Obwohl wir mehr als überzeugt sind, dass ein großer Teil der Südtirolerinnen und Südtiroler hinter Luis Durnwalder steht, wünschen wir uns, dass diese Nähe zum Altlandeshauptmann auch öffentlich bezeugt wird.“ Hört, hört! Nun bin ich unsicher, wie sich Durnis Musketiere diese Treueschwüre vorstellen, ich fände aber Bergfeuer und tägliche Schweigeminuten durchaus angebracht. Bestimmt hilft auch ein kleiner Luis im Herrgottswinkel.

Wird das reichen, um des Löwen Leid zu lindern? Ich weiß es nicht, schon bald steht er wieder vor Gericht, erneut droht ihm eine „Haftstrafe“. Wie er die letzte abgesessen hat, kann man auf Stol.it bewundern. Man sieht dort einen breit grinsenden „legendären Landeshauptmann“, der im Pflegeheim St. Josef einen Vortrag hält – pardon: halten „muss“. Dabei hat der Ärmste doch nie gern geredet!

Staatsanwälte, überlegt euch das gut: Wer solche Strafen kriegt, braucht keine Geschenke mehr. Michl Laimers einstiger Bibliotheksdienst im Kloster wirkt dagegen wie Isolationshaft.

von Anton Rainer | Redakteur im Ressort Wirtschaft beim Spiegel in Hamburg

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