Die Gründe für den Erdrutschsieg von Josef Nöckler in Sand in Taufers. Und dessen Bedeutung für die Landtagswahl im Herbst. Klar ist: Die SVP hat Fehler gemacht.
Außensicht
Jugend ohne Lob
Aus ff 21 vom Donnerstag, den 25. Mai 2023
Heranwachsen
Neulich war im Radio davon die Rede, dass Jugendliche in der Schule dazu angehalten werden, sich frühzeitig um eine private Altersvorsorge zu kümmern. Das hat natürlich leider Sinn, ist aber gleichzeitig einfach nur pervers: Noch bevor ihr Leben so richtig begonnen hat, sollen sich Minderjährige mit dem Thema Altersarmut auseinandersetzen, wenn sie irgendwann nicht als Sozialfall enden wollen.
Und es ist nicht der einzige düstere Ausblick, der sich ihnen bietet: Krieg, Teuerungen, unleistbare Immobilien, die Nachwehen der Corona-Zeit, und dann, als wäre das nicht Unheil genug, zieht über all dem noch die Klimakrise ihre Kreise. Dabei sind nicht einmal die „normalen“ Probleme miteingerechnet, die die Zeit des Heranwachsens mit sich bringt.
Die wird zwar – vor allem aus der Distanz – gern als Phase der Unbekümmertheit und Leichtigkeit verklärt, aber wer sich zurückerinnert an den ersten Liebeskummer, die Konflikte mit den Eltern, Leistungsdruck und Selbstzweifel, der muss zugeben: Nein, so easy war das alles nicht, und das ganz ohne oben genannte Schreckgespenster. Diese nennen wir Erwachsenen gerne sportlich die „Herausforderungen“, denen sich unsere Kinder und Kindeskinder stellen müssen, ganz so, als wäre ihr Leben ein Hindernislauf, den sie schon irgendwie bewältigen werden. Dass wir als Gesellschaft relativ wenig tun, um sie auf diese Hindernisse vorzubereiten beziehungsweise diese zumindest zu minimieren, diesen Vorwurf müssen wir uns gefallen lassen.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin
Es kommt einiges zu auf diese Jugend. Das Mindeste, was wir für sie tun können, ist sie in ihren Bedürfnissen, Ängsten und auch Aggressionen ernst zu nehmen. Ihnen die Sichtbarkeit zu geben, die sie verdienen (und derzeit ganz sicher nicht bekommen). Und sie nicht beim kleinsten Fauxpas, den sie sich leisten, als arbeitsscheue, konsumgeile Fratzen abzustempeln.
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