Außensicht

Teuerungen: Pizza pazza

Aus ff 37 vom Donnerstag, den 14. September 2023

Mit der ganzen Familie essen gehen ist für Durchschnittsverdiener ja länger schon was für besondere Anlässe. Die gute alte Pizza war hingegen bislang immer noch drin: Wenn man keine Lust auf Kochen hatte, Kinder ins Auto und ab in die Pizzeria des Vertrauens.

Nun aber hat das einstige Arme-Leute-Essen vielerorts eine empfindliche Preissteigerung erfahren – gefühlte 30 Prozent würde ich sagen, die in der Normale-Leute-Geldtasche recht spürbar sind. Pizza essen gehen, das macht mittlerweile preislich keinen großen Unterschied mehr zu einem sonstigen Essen im Restaurant, seit auch die unscheinbare Margherita ungeniert an der 10-Euro-Schmerzgrenze kratzt. Und bitte, ich spreche hier nicht von hippen Pizza-Ateliers/Manufakturen/Kunsthandwerkstätten, wo der Teig links­gedreht, die Mozzarella mundgeblasen und das „einzig­artige Gourmet-Erlebnis“ ab 25 Euro pro Teigfladen verkauft wird (wer’s mag), sondern von der ganz normalen Pizzeria um die Ecke, wo sich an den Zutaten oder der Zubereitung nichts Wesentliches geändert haben dürfte – so, wie sich leider auch an den Löhnen der Kundschaft nichts geändert hat. Aber möglicherweise wird seit Neuestem ja zur besseren Verdauung etwas Goldstaub miteingebacken, aus der Karte lässt sich diesbezüglich nichts erfahren.

Ist es die „Gierflation“, die Gastbetriebe ihre Preise unproportional zu höheren Energie- und Lebensmittelpreisen steigern lässt, oder eine längst überfällige Anpassung? Ein Exponent der Handelskammer erklärte unlängst, es sei die gute touristische Nachfrage ab Sommer 2022, die Gastwirte darin bekräftigt habe, mit ihren Preisen nach oben zu gehen. Verständlich, im Urlaub gönnt man sich gern etwas, aber halt blöd, wenn man hier lebt und hier mehr schlecht als recht verdient.

Das Menschenrecht auf Pizza muss her (aber da höre ich die fratelli frohlocken), also besser: Die Löhne müssen rauf. Sonst wird Südtirol irgendwann bekannt als Land, in dem man trefflich Urlaub machen, aber nicht leben kann.

von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin

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