Außensicht

Heilmittel Edelweiss: Bauchweh

Aus ff 05 vom Donnerstag, den 01. Februar 2024

Iaz mogsche ober amol eppas über de Mannder in Boazn schreibn, gell?“, meinte mein Lieblingswirt neulich, während er mir meine Graukasschlutzerlen auf den Tisch stellte.

Ich winkte ab. „Na, loss guat sein.“ Und tatsächlich fühle ich mich nicht wohl, wenn ich mich zur Lokalpolitik äußern soll. Nicht, dass ich keine Meinung dazu hätte. Ich überlasse es nur lieber anderen, die sich damit besser auskennen – und die Situation besser auf den Punkt bringen können als ich. Auch wenn ich langsam Bauchweh bekomme. Nein, nicht von den Graukasschlutzern, sondern wenn ich die Nachrichten lese, wo ein „Paukenschlag“ (Schuler) den nächsten (Deeg) und sogar übernächsten (Pamer) jagt. Wenn ich feststelle, dass längst vergessen und begraben geglaubtes Gedankengut dank dem Verbrüderungseifer der Edelweiß-Amici allerorts wieder salonfähig wird. Und wenn sich die Akteure dieser Provinzposse rund um das (Grusel-)Kabinett 2024 mit den Internet-Trollen, die das unwürdige Schauspiel so beflissen wie legasthenisch kommentieren, eine Schlacht um die dümmsten Äußerungen liefern (looking at you, Waltraud!).

Ich beschränke mich auf das, was ich gut kann: argumentieren mit allen, die auch nur andeutungsweise Sympathie für Populisten im Allgemeinen und Faschisten im Besonderen bekunden, Optimismus und Vertrauen in Werte wie Demokratie und Bürgersinn verbreiten, mein Kind so erziehen, dass es irgendwann den Wert von Wahlrecht und Bildung begreift und beides sinnvoll zu nutzen weiß. Und dann habe ich noch einen guten Vorsatz: den Leuten (wieder) Respekt entgegenzubringen, die den schweren Job der/des Politiker/s machen, die haben’s ja auch nicht leicht.

Das Edelweiß trägt in Bayern übrigens den Beinamen „Bauchwehbleaml“. Nicht als Ursache, sondern als Gegenmittel. Na, dann wollen wir mal hoffen, dass die „Mannder in Boazn“ sich als fähig entpuppen, die Wunden, die sie sich selbst zugefügt haben, zu heilen.

von Bettina Conci | Schreibt Kolumnen, Kurzgeschichten, Kindgerechtes und Kontroverses