Lieber Sindaco Caramaschi, Sie haben sicher vom „dj abusivo“ gehört, der es letztens wagt, Ihre Stadt mit seiner „musica techno“ unleise zu ...
Außensicht
Straßenbauprojekt: Courage
Aus ff 10 vom Donnerstag, den 07. März 2024
Vergangene Woche war der Tag des Kompliments, und ein solches, und zwar ein großes, möchte ich an dieser Stelle den drei Jugendlichen aussprechen, die letzthin in der Neureuther-Doku „Spiel mit den Alpen“ zu sehen waren. Überlegt und unaufgeregt sprachen sich Samuel, Lukas und Aaron gegen den geplanten doppelstöckigen Kreisverkehr an der Olanger Kreuzung aus und plädierten stattdessen für einen Ausbau von Bus und Bahn. Dass Menschen, noch dazu junge, denen oft Desinteresse und Passivität vorgeworfen wird, den Mut haben, vor einem Millionenpublikum mit Gesicht und Namen für ihre Meinung einzustehen, das ist keine Selbstverständlichkeit. Lieber verbirgt man sich hinter einem Pseudonym oder hängt eilig ein „Ober von mir hosch es net!“ an die Unmutsäußerung.
Die drei Jungs haben bemerkenswerte Courage gezeigt – nicht verwunderlich also, dass bald darauf das Gerücht die Runde machte, der Olanger Bürgermeister habe ihnen dafür ordentlich den Kopf gewaschen. „Stimmt nicht“, meint dieser, und man will schon erleichtert aufatmen – so schlimm ist es also um die Meinungsfreiheit doch nicht bestellt –, da kommt der Dämpfer: Die Burschen verträten gar nicht die Meinung der Olanger Jugend, ja nicht einmal die eigene, sondern würden „als ein vorgeschobener Spielball von einigen Interessengruppen benutzt“, sagt Bürgermeister Georg Reden. Mit 18 hat man also offenbar die nötige Reife um einen PKW zu lenken, zum Bürgermeister gewählt zu werden oder für sein Land in den Krieg zu ziehen, aber nicht dafür, sich seine Meinung zu einem Straßenbauprojekt zu bilden.
Enttäuschend finden diese Geringschätzung auch die Burschen, die betonen, dass sie zu keinem Zeitpunkt von irgendwem zu irgendwas verpflichtet worden seien; vielmehr stützten sie sich auf die Fakten. Die Jungen wirklich mitreden zu lassen, sie miteinzubinden, daran täte nicht nur die Politik gut. Schließlich sind sie nicht bloß die Wählerschaft von morgen; sie sind auch diejenigen, die in Zukunft mit den Betonklötzen zurechtkommen müssen, die wir ihnen heute ungefragt vor den Latz knallen.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin
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