In der Hamburger ARD-Redaktion passen die Mitarbeiter besonders gut auf sich auf. Wenn alles Gewohnte verschwindet, muss wenigstens die Tagesschau gesendet werden.
Kultur
Die Wendezeit
Aus ff 14 vom Donnerstag, den 02. April 2020
Literatur – Lutz Seiler: (gm) Lutz Seiler spannt in seinem neuen Roman zwei große Erzählbögen: In einem Berlin-Roman zeigt er, wie nach dem Mauerfall eine neue Welt aufscheint. In einem Roadtrip schickt er die Protagonisten von Gera über das graue Westdeutschland nach Los Angeles.
Carl Bischoff verlässt in „Stern 111“ (Suhrkamp 2020, 528 Seiten, 26,40 Euro) sein Heimathaus im Osten Richtung Berlin und schließt sich einer anarchistischen Clique an, die Häuser besetzt und mit der „Assel“ ein Untergrundcafé betreibt – eigentlich war er als Hüter des Heimathauses vorgesehen. Seine Eltern haben sich schon davongemacht, sie verfolgen einen Traum, einen Rock’n’Roll-Traum. Treffen werden sie sich erst wieder am Ende des Romans.
Seiler, 56, hat seinen Roman dicht gewoben, eine Handvoll Protagonisten – lustvolle Anarchisten, verlorene Sinnsucher – führt uns durch einen Traum von einer herrschaftsfreien Welt, durch die instabile Zeit. Carl Bischoff ist Maurer und Poet, ein berührender Wortsucher, der eine Kalaschnikow in 15 Sekunden zusammensetzen kann. Seiler hat den Roman eng an die Zeit und die Figuren dieser Zeit geknüpft.
Ein Wenderoman, sinnlich und sprachmächtig. Kaum (n)ostalgisch. „Stern 111“ (Leipziger Buchpreis) ist so süffig, dass man auf Fortsetzung hofft.
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