Christiane Rekade hat Berlin für Meran verlassen. Die 42-jährige Schweizerin ist die neue künstlerische Leiterin von „Kunst Meran“. Was macht sie bloß hier in der Provinz?
Leitartikel
Kein Kommentar!
Aus ff 08 vom Donnerstag, den 23. Februar 2017
Große Zeiten brechen an, daher ist keine Zeit für Kleinkariertes. Geopolitische Gedanken, die auch nach der fünften Jahreszeit noch Gültigkeit haben.
Meine Damen und Herren, halten Sie die Luft an! Es kommt nudeldick! Wer auf Diät ist, blättert besser um.
Wir sind heute hier zusammengekommen, nicht um Andreas Hofer nachzuweinen, sondern um Großes zu sagen und zu wagen. Schonkost ist für die Fastenzeit. Nur wer Großes spricht und verspricht, wird heutzutage ernst genommen, wer zögert, abwägt, Abstriche macht, hat ungehört verloren. Zaubern statt zaudern! „Think big, pig!“, sagt der Trump, der weiß, dass man nicht auf den Kopf, sondern auf den Bauch, den inneren Schweinehund zielen muss, wenn man die Herzen erobern will.
Dann beginnen wir einmal beim Naheliegenden. Das, was uns Tiroler südlich des Brenners – neben dem österreichischen Skiteam – am meisten ärgert, ist der Brenner selber. Der muss weg! Ich meine jetzt nicht die Grenze, sondern den ganzen Pass. Freie Sicht nach Österreich! Wenn wir unter dem Brenner richtig bohren können, für den Zug, dann wissen wir auch, wie man falsch bohrt, damit alles darüber einstürzt. Aber damit sind wir eigentlich noch nicht zufrieden. Wenn Österreich ein bisschen nach rechts rücken würde – geografisch, meine ich – dann könnten wir direkt an Bayern andocken, wo unsere Lieblingsmannschaft und unsere Stammgäste sind.
Weiter unten hingegen braucht es eine Mauer, damit nicht die falschen Gäste kommen. Unmöglich gibt’s nicht! Und zahlen müssen sie die Mexikaner oder, falls die wegen Trumps Mauer schon pleite sind, die Holländer oder die Luxemburger – halt die, wo Brüssel ist. Das werden die schon noch sehen! Und sollten wir Brüssel nicht finden, denken wir wieder ein Stück größer und ein bisschen zurück. Vor vielen, vielen Jahren gab es nur einen Kontinent, und ringsherum war Wasser. Alles Inland, kein Ausland, keine Flüchtlingsboote, von woher auch? Erst nach der Teilung der Kontinente (auf Betreiben der Lega Nord) hat das Problem angefangen, das Sie ja aus den Zeitungen kennen. Lesen Sie immer noch Zeitung? Lassen Sie das! Seriöse Zeitungen sind nur die, die das schreiben, was Sie denken, und solche gibt es kaum. Suchen Sie ein paar Gleichgesinnte und nicken Sie einander zu. Und dazu ein Spartipp: Werfen Sie ihren Farbfernseher weg, wenn Sie die Welt lieber in Schwarz-Weiß sehen.
Zurück zum Kontinent: Fehlentscheidungen lassen sich rückgängig machen, besonders wenn andere dafür verantwortlich sind. Das gilt auch für den Euro. Wir wollen aber nicht zur Lira zurück, die ist nix wert. Wir greifen wieder auf ein Zahlungsmittel zurück, das schon der Sandwirt gekannt hat: Aufschreiben lassen! Tun eh schon viele Staaten.
Nachdem wir jetzt die Wirtschaft saniert haben, geht es ans Soziale: Wir führen den viktorianischen Kalender ein! Sie haben hauptsächlich deshalb noch nie davon gehört, weil ihn die Astronomen (alles getarnte Chinesen) vor uns geheim gehalten haben. Er ist kompliziert zu erklären, aber einfach anzuwenden: Später aufstehen, ohne Zeit zu verlieren. Mehr Freizeit ist mehr Freiheit! Und das will der mündige Bürger ja am meisten (neben Bier und Beiträgen).
Und da sind wir bei dem Punkt angelangt, wo wir uns am meisten eingeengt fühlen: bei der Raumordnung! Tausend Vorschriften, damit wir dem Nachbarn nicht in die Quere kommen! Bisher wurde nur an der Raumordnung herumgedoktert, wir wollen die Nachbarn abschaffen! Von denen kommen nur Streit und üble Nachrede. Auch das Land muss dauernd millionenschwere Prozesse führen, weil überall da, wo es baut, schon Nachbarn sind.
Wie ich das alles genau anstellen will? Kein Kommentar! Argumente machen müde, der Glaube ist es, der Berge versetzen kann (Alpenhauptkamm inbegriffen). Jedenfalls wird alles besser, das verspreche ich!
Und noch eins verspreche ich Ihnen: Ich kandidiere nicht!
Sie dürfen jetzt aufatmen.
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