Leitartikel

Fürchtet euch nicht!

Aus ff 52 vom Mittwoch, den 23. Dezember 2020

Alexandra Aschbacher
Weihnachten ist mehr als ein verklärtes Idyll für einen Abend. Es ist der Auftakt für einen Neuanfang. Dieses Jahr mehr noch als sonst. © FF Media
 

Es gibt keine coronafreie Zone und keine coronafreie Zeit. Ein Ausweg aus dem Dilemma, pathetisch gesprochen: uns auf den Kern von Weihnachten besinnen.

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orona hat uns die Freude auf Weihnachten verdorben. Weihnachten, das war Thema in zig Konferenzen beim Ministerpräsidenten in Rom, es ist das Thema in den Sitzungen der Landesregierung und Corona-Taskforce. Und auch in den Sitzungen der Diözese und der Pfarrgemeinden.

Wie schafft man weihnachtliche Nähe – trotz Abstand?

Wie viel Distanz verträgt das Fest der Familie und der Liebe?

Wie nur feiert man Weihnachten in Zeiten der Pandemie?

Spätestens jetzt, zum Ende dieses schwierigen Jahres, endet bei vielen das Verständnis für das Wirrwarr von Geboten und Verboten, die sich kaum noch jemand merken kann. Selbst bei vielen vorsichtigen Personen endet jetzt die Bereitschaft, Einschnitte zu akzeptieren. Der Heilige Abend ist vielen eben tatsächlich heilig, er ist unantastbar.

Das Dilemma ist: Es gibt zwar keine corona-freie Zone und keine coronafreie Zeit, aber Weihnachten will niemand wegen dieses Virus absagen.

Was im Januar passieren wird, liegt demnach auf der Hand: Die Zahlen der Neuinfektionen werden steigen und die Betten auf den Covid- und auf den Intensivstationen der Krankenhäuser sich wieder füllen. Das ist jetzt keine Panikmache, das ist auch nicht herzlos. Das ist Alltag in einer Pandemie.

Vor über zweitausend Jahren waren, so erzählt es die Weihnachtsgeschichte, Hirten auf dem Feld. Da geschahen plötzlich eigenartige, ja bedrohliche Dinge. „Und sie fürchteten sich sehr“, heißt es in der Geschichte. Dann kam der Engel und rief den Hirten zu: „Fürchtet euch nicht!“ Und was machen diese? Gehen prompt los, einfach so. Irgendetwas hat sie losmarschieren lassen.

Die Botschaft ist: Geht gegen alles an, was Angst macht, was Düsternis verbreitet! Schärft euren Sinn für das Mögliche! Steckt den Kopf nicht in den Sand! Schaut euch nach Hoffnungszeichen um, selbst da, wo ihr keine erwartet. Macht euch auf den Weg, auch ohne zu verstehen. Dazu braucht es Vertrauen. Mut. Und Liebe.

All das sollte uns in dieser Pandemie nicht abhanden kommen. So schwer das auch fällt.

Wir können uns an Weihnachten und in der Zeit zwischen den Jahren verrückt machen lassen von roten und orangen Zonen, von Mini-Lockdowns und Grenzabsperrungen. Wir können uns lähmen lassen von den neuesten Infektionszahlen und den neuesten Coronamaßnahmen. Wir können mit den Achseln zucken und sagen: „Da kann man sowieso nichts machen!“

Furcht aber lähmt.

Wir können aber auch weitergehen, einfach weitergehen! Unsere Zweifel klar benennen. Und auch in Zeiten wie diesen kritisch bleiben.

Ja, der Zustand der Welt ist zurzeit beklagenswert. Existenzängste, finanzielle und gesundheitliche Sorgen, psychische Belastungen, Erschöpfung – das Unglück dieser Pandemie lauert hinter jeder Ecke. Deshalb sind die meisten von uns in düsterer Stimmung, sogar dann, wenn es jede Menge Gründe für Dankbarkeit und Freude gäbe.

Weihnachten ist mehr als nur ein verklärtes Idyll für einen Abend. Es ist der Auftakt für einen Neuanfang. Dieses Jahr mehr noch als sonst. Die Basis des Festes ist einfach: Es ist die frohe Botschaft vom Retter der Welt. Die Rettung aber kommt nicht durch irgendwas oder irgendwen. Sondern in erster Linie durch einen selber.

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