Leitartikel

Jeder weiß doch, was zu tun ist

Aus ff 33 vom Donnerstag, den 19. August 2021

Leitartikel 33/21
Leitartikel 33/21 © FF Media
 

Der Tod des Sarner Feuerwehrmannes muss uns alle aufrütteln: Der Klimawandel erfasst auch Südtirol mit Macht. Verdrängen hilft nicht, wir müssen handeln.

Am Sonntagabend wurde in Durnholz im Sarntal ein Mann von einer Mure erfasst. Die Schlammlawine riss ihn mit und begrub ihn unter sich. Erst nach einer Stunde konnten die Feuerwehrmänner den 52-Jährigen, der selbst viele Jahre aktiv war bei der Feuerwehr, bergen. Im Krankenhaus erlag der Mann dann jedoch seinen Verletzungen.

Es ist eine erschütternde, bedrohliche Nachricht. Wir spüren und wissen, dass unser Leben jederzeit und überall durch extreme Wetterereignisse in Gefahr ist – auch hier in Südtirol.

Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus ist nicht weniger Schrecken erregend: Italien brennt, Griechenland brennt, die Türkei brennt, Spanien brennt. Überschwemmungen mit vielen Toten in Deutschland, Starkregen und Erdrutsche in Japan. Erdbeben und Tropensturm in Haiti. Am Montagabend waren nach Starkregen mehrere Häuser in Pflersch und Ahrntal gefährdet.

Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab. Was ist nun zu tun?

Wir müssen uns klarmachen, dass diese Nachrichten nicht abreißen werden. Wir stehen erst am Beginn einer möglicherweise fatalen, in jedem Fall aber umwälzenden Entwicklung. Ausgelöst wird sie durch den Klimawandel. Das steht außer Zweifel. Ebenso sicher ist, dass – selbst dann, wenn die Menschheit jetzt alles richtig macht und die Erderwärmung einbremst, wir über Jahrzehnte solche Meldungen hören werden. Das Klima ist ein träges System. Es reagiert langsam, aber wenn es reagiert, mit großer Kraft.

Wir müssen uns deshalb vorbereiten auf Hitzewellen, Überschwemmungen, auf Stürme, auf Dürren, auf Wassermangel. Nicht morgen, sondern schon heute. Verdrängen hilft nicht, Taten helfen.

Jeder weiß doch, was zu tun ist. Es muss Schluss sein mit der Versiegelung der Landschaft in Südtirol. Es braucht keine neuen Hotels mehr. Die Baubstanz, die da ist, muss neu geordnet werden. Das reicht. Wir müssen weg vom Massentourismus, weg von der intensiven Landwirtschaft, weg vom exzessiven Fleischkonsum, weg von Staus auf den Straßen, weg vom Glauben, dass andere vom Klimawandel betroffen sind, und nicht wir im schönen Südtirol. Wir sind es, jetzt und heute.

Das nächste Unwetter kommt bestimmt, wahrscheinlich schon während diese Zeilen in Druck gehen.

Wieder werden Feuerwehrleute ausrücken, wieder Katastrophenhelfer ihre schwere Arbeit machen, wieder werden Freiwillige Schutt wegräumen. Das sind die Menschen, die wir jetzt in jeder Hinsicht stärken müssen. Sie nämlich beschützen und retten nicht nur, sie beweisen tagtäglich, dass wir nicht ohnmächtig sind. Sie packen an. Das ist das Gebot der Stunde.

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