Leitartikel

Arno und die Verschwörer

Aus ff 49 vom Mittwoch, den 07. Dezember 2022

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat seiner Partei einen Brief geschrieben, in dem er ankündigt, dass er bei der Landtagswahl 2023 wieder antreten will. Er tat es noch vor der Klausur der Partei am 17. November. Ein bisschen seltsam ist es schon, dass Kompatscher seiner Partei das nicht persönlich mitgeteilt hat. Briefe schreiben, das zeugt von Distanz. Klar ist: Die Verschwörung gegen Kompatscher in der SVP war nicht erfolgreich. Wenn es sie überhaupt gegeben hat und sie nicht nur herbeigeschrieben war.

Kompatscher zögert seit einem Jahr, seine Wiederkandidatur bekannt zu geben. Es war Weihnachten 2021, als er verkündete, nach der Sad-Affäre müsse die Partei aufräumen. Das Zaudern (siehe Titelgeschichte in
ff 48/22
) und der Machtkampf in der SVP haben dringende Vorhaben gebremst. Man nehme Bettenstopp, Immobiliensteuer, Wohnbaugesetz: ein Gewürge. Erkennbar wenig Plan haben Landesregierung und SVP, wenn es um den Kampf gegen Inflation und hohe Energiekosten geht. Hier bräuchte es dringend mehr Mut.

Weite Teile der Partei haben ihre Energien darin investiert, Kompatscher das Leben und das Regieren schwer zu machen, aus Reformen wurden so Reförmchen. Das hat auch mit Kompatscher zu tun. So eloquent er ist, wenn er in Rom oder im Ausland auftritt oder den Leuten die Nachhaltigkeit erklärt, so gern er dort auftritt, so ungern zeigt er sich bei Parteiversammlungen oder in der SVP-Landtagsfraktion. Das muss er lernen, wenn er erfolgreich sein will – und dazu gehört auch, in die Partei hineinzuhören. So jemanden wie Franz Locher kann Kompatscher nicht mitnehmen, dabei würde der Nervensäge aus dem Sarntal vielleicht auch nur ein bisschen Bauchpinseln genügen. Die SVP ist nur mit Kompatscher und Locher erfolgreich. Kann es dieses „gemeinsam“ und die klaren Regeln geben, die der Landeshauptmann in seinem Brief einfordert? Hans Heiss schreibt in seinem neuen Buch „Die Blüten der Macht“ (eben bei Alpha Beta erschienen), „Eloquenz“ sei bei Kompatscher und SVP-Obmann Achammer „stärker als Konsequenz“.

Die SVP wird es Kompatscher jetzt nicht leichter machen. Die Konflikte, nicht nur ideologischer, sondern zutiefst persönlicher Natur, schwelen unter der Oberfläche weiter. Sie können jederzeit ausbrechen oder gar schärfer werden, gerade wenn es etwa um die Kandidatenliste der Partei für die Landtagswahl 2023 geht: Woher sollen die zehn Leute kommen, die Landeshauptmann und SVP-Obmann bestimmen dürfen?

Seine Gegner werden Kompatscher nicht offen angreifen. Sie werden versuchen, seine Absichten zu hintertreiben, ihn auflaufen zu lassen, ihn mithilfe der Dolomiten in Misskredit zu bringen. In seinem Schreiben beklagt Kompatscher eine „medial geführte Rufmordkampagne gegen mich und meine Partei“. Bitte, Herr Landeshauptmann, sagen Sie deutlich, wen Sie meinen!

Auch die SVP ist von einem Phänomen betroffen: dem Mangel an Fachkräften. Und sie hat keine Konfliktkultur, die Auseinandersetzungen dauerhaft befriedet. Die inneren Konflikte, die die Partei klein machen, werden jetzt nicht aufhören, nur weil Arno Kompatscher sich opfert. Denn, so schreibt Hans Heiss: Arno Kompatscher wird „vom Volk mehr geliebt als von der Partei“.

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