Leitartikel

Die Leiden der Sanität

Aus ff 14 vom Donnerstag, den 04. April 2024

 

Der neue Gesundheitslandesrat Hubert Messner verspricht viel. Zu viel? Um in fünf Jahren die Probleme der Sanität zu lösen, müsste er schon zaubern.

Hubert Messner ist ein Profi, wenn es um Medizin geht. Er war der Doktor, der am Krankenhaus in Bozen die Neugeborenen „rettete“, die zu früh zur Welt kamen. Er war der Star der Südtiroler Medizin. Jetzt ist er Landesrat für Gesundheit. Bei der Landtagswahl im Herbst 2023 trat er als Parteiloser auf der Liste der SVP an, er erhielt die meisten Stimmen hinter Landeshauptmann Arno Kompatscher. Der war vor ihm für die Sanität zuständig, weitergebracht hat er wenig.

Das Südtiroler Gesundheitswesen ist da, wenn man es in Notfällen braucht. Oft hat es die Kritik nicht verdient, mit der es konfrontiert ist. Die meisten Menschen, die für unsere Gesundheit sorgen, tun es mit Überzeugung und mit Kompetenz. Auch wenn sie oft überlastet und schlecht bezahlt sind wie das Pflegepersonal.

Hubert Messner, 70 Jahre alt, reist jetzt durch das Land, um Ärzteschaft und Pflegepersonal für sich zu gewinnen. Er hat ein ehrgeiziges Programm. Er verspricht viel. Nach der Lektüre des Interviews, das am vergangenen Sonntag im Corriere dell’Alto Adige erschien, war der erste Gedanke: Er muss 2028 noch einmal zu den Landtagswahlen antreten, um umzusetzen, was er vorhat.

Verspricht er zu viel?

Der neue Landesrat für Gesundheit wird sich an den Versprechungen messen lassen müssen. Bei der Reduzierung der Wartezeiten, höheren Gehältern, besseren Arbeitszeiten, Entbürokratisierung (welcher Landesrat hat das nicht schon versprochen? Besser geworden ist es nicht), die neue Rolle für die Hausärzte. Und nicht zuletzt beim Kampf gegen den Personalmangel, gegen die Abwanderung der besten Köpfe.

Bei der Gesundheit steht im Landeshaushalt jetzt schon die Summe von 1,5 Milliarden Euro. Gesundheit kostet. Zu Recht. Gehälter erhöhen kostet. Auslagerung von Diensten an Private ebenso. Es ist also abzusehen, dass die Kosten für die Gesundheit steigen. Wäre das vertretbar? Eher nicht.

Wer im Moment schnell einen Termin braucht (der kein Notfall ist), muss sich an die Privaten wenden. Dort dauert es nicht Monate oder gar Jahre, sondern nur ein paar Wochen. Was die Leute besonders ärgert und nicht verstehen: Dass man im selben Krankenhaus beim selben Arzt schneller einen Termin bekommt, wenn man ihn selbst bezahlt. Das ist erklärungsbedürftig. Das lange Warten ärgert die Menschen. Aber --manchmal wird man sich auch fragen müssen: Braucht es diese Untersuchung wirklich?

Die Wartezeiten sind etwas vom Dringendsten, was Hubert Messner lösen muss. Wer ein Problem hat, will wissen, was los ist. Wenn es um den Andrang in den Notaufnahmen geht, könnte es helfen, wenn die Haus-ärzte manches übernehmen. Einige tun das, einige nicht.

Den Mangel an Ärztinnen und Krankenpflegern wird auch ein Hubert Messner nicht so leicht beheben können. Er kann nicht zaubern. Wir sind zu wenige, um den Personalmangel so einfach beheben zu können. Nicht die Ausbildung ist das größte Hindernis, sondern die Demografie.

Viel würde vielleicht helfen, die Menschen aufzuklären, sie zu Fachleuten für die eigene Gesundheit zu machen. Auch wir müssen uns fragen: Brauchen wir jetzt wirklich einen Doktor, was können wir tun, damit wir gesund bleiben?

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