Wer die Leute sind, die den Südtiroler Wohnungsmarkt beherrschen und damit dicke Geschäfte machen.
Leitartikel
Die Bauern und die Ketten
Aus ff 15 vom Donnerstag, den 11. April 2024
Die Landwirte haben recht, wenn sie für gerechte Preise für ihre Produkte demonstrieren. Doch dafür braucht es auch die Konsumenten. von Georg Mair, Chefredakteur
Wenn Bauern für gerechte Preise für ihre Produkte demonstrieren, haben sie recht. Lebensmittel sind zu billig. Am Montag und Dienstag dieser Woche sind italienische Bauern am Brenner aufmarschiert, auch für faire Preise.
Wo „Made in Italy“ draufsteht, fordern sie, müsse auch Italy drin sein. Beim Schinken etwa oder bei der Pasta. Auch das ist eine berechtigte Forderung, die ordentliche Kennzeichnung der Lebensmittel. Auch im Sinne der Konsumentinnen und Konsumenten. Sie haben ein Recht zu wissen, wo der Rohstoff für das herkommt, was sie essen. Da lässt die EU im Moment noch viele Schlupflöcher. Für Südtirol ist das ein heikles Thema. Man nehme nur den heiligen Südtiroler Speck. Ohne Schweine aus Holland oder Deutschland gäbe es nur eine kleine Menge davon, Speck schon, aber keinen echten Südtiroler.
Falsch hingegen wäre es, würde der Bauernprotest darauf hinauslaufen, neue Grenzen zu errichten. Das „Made in Italy“ (das ja nichts bedeutet für die Güte eines Lebensmittels) für einen neuen Protektionismus zu missbrauchen, einen Lebensmittel-Nationalismus. Und so einen der Grundsätze der EU auszuhöhlen, den freien Warenverkehr. Denn der Stolz auf das „Made in Italy“ grenzt an den Stolz auf die „Nation“ (die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihre rechtsextremen „Brüder“ gerne betonen), an einen neuen alten Nationalismus, der gerade die EU verseucht. Der freilich das Geld aus Brüssel für die Landwirtschaft gerne nimmt – am besten ohne Auflagen. So wie die Landwirte am liebsten nach Gutdünken wirtschaften wollen. Der Protest am Brenner war friedlich. Aber wundern muss man sich schon, wie die Polizei sich willfährig in den Dienst der Landwirte gestellt und Lebensmitteltransporter kontrolliert hat. Und dann vorführt, welche Waren sie geladen haben.
Das ist übergriffig, auch weil diese Transporte nicht illegal sind. Warum stellt die Polizei sich in den Dienst einer Lobby? Das ist Theater, Symbolpolitik. Zu befürchten ist, dass es dabei bleibt, dass sich nichts ändert.
Werden die Lebensmittelkonzerne jetzt einknicken? Natürlich nicht. Sie sind groß und mächtig, wir haben sie groß und mächtig werden lassen. Sie holen sich den Rohstoff aus der ganzen Welt – möglichst billig. Und es gibt ja in Italien auch nicht genug davon, um alle zu ernähren. Aber die Landwirte sollten in Zukunft öfter vor den Konzernzentralen aufmarschieren oder vor den Supermarkt-Ketten – und zwar europaweit, vor den Unternehmen, von denen sie sich ausbeuten lassen, die die Preise drücken und die Waren durch ganz Europa transportieren. Die Bauern sollten, wenn sie glaubwürdig sein wollen, sich auch für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzen. Auch das wäre „Made in Italy“ oder „Made in South-Tyrol“.
Wenn Bauern mehr für ihre Produkte bekommen sollen, heißt das, dass der Markt reglementiert werden muss, dass also Freiheiten beschnitten werden müssen. Und die Kundschaft muss bereit sein, mehr für Lebensmittel zu bezahlen. Will sie das? Die Bauern stärken durch höhere Preise, damit diese liefern können, was wir brauchen: gesunde Lebensmittel, die in Achtung vor der Natur und ressourcenschonend hergestellt werden.
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