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Leitartikel
Das Fundament
Die Demokratie lebt von den Menschen, die für sie arbeiten – besonders in den Gemeinden. Und davon, dass wir, das ist das Mindeste, wählen gehen.
Die Demokratie wird von den Menschen getragen, die sich für sie einsetzen, die für sie arbeiten. Sie tun es in der Regel mit viel Engagement und wenig Entgelt in den Gemeinderäten. 116 Gemeinden sind es in Südtirol, in 111 werden am kommenden Sonntag neue Bürgermeisterinnen und Gemeinderäte gewählt (siehe Titelgeschichte ab Seite 18).
Sie sorgen dafür, dass die Dinge in einer Gemeinde laufen. In den Gemeinderäten und Gemeindeausschüssen wird entschieden, was uns unmittelbar betrifft. Die Räte tun es auch für uns: weil wir nicht dafür geschaffen sind, bei Wahlen anzutreten, zu wenig eitel, zu faul sind oder nicht die Zeit haben.
Wir, die Wählerinnen und Wähler, müssen nicht mehr tun, als unsere Stimme abzugeben. Und Fairness walten zu lassen, wenn wir meinen, dass es nicht läuft. Denn nicht immer haben Politikerinnen und Politiker sich die Kritik verdient, die ihnen entgegenschlägt. Manchmal ist sie, vor allem in den sozialen Medien, persönlich, untergriffig und unangemessen.
Gemeinderäte sind wesentlich für eine Demokratie, sie sind ihr Fundament. Denn, wenn sich niemand mehr zur Wahl stellen würde, wäre die Demokratie tot. Die Mitglieder der Gemeinderäte müssen sich ihrer Aufgabe aber auch als würdig erweisen, sie sind Vorbilder. Wenn die Leute sehen, in einem Parlament, sei es nun Gemeinderat oder Landtag, wird nur gestritten, wenden sie sich von der Politik ab. Schulklassen, so hört man, verlassen oft reichlich enttäuscht den Landtag nach dem Besuch einer Sitzung.
Politische Arbeit (und es ist Arbeit) kann erfüllend sein. Sie ist sinnvoll, für einen selbst und für die Gemeinschaft. Sie darf aber nicht der Befriedigung der eigenen Eitelkeit oder der Bedürfnisse eines Berufsstands dienen. Ist jemand gewählt, dient er der Gemeinschaft – und nicht einer Partei, der Bauernschaft oder dem Handwerk.
Wer Politik macht, opfert einen Teil seiner Freizeit. Wer vorbereitet sein will, verstehen, ehrlich mitentscheiden will, muss sich einlesen, informieren. Das ist oft kompliziert genug. Und vor allem in den größeren Städten sehr zeitaufwendig. In der Landeshauptstadt etwa ist die Arbeit im Gemeinderat ein Teilzeitjob. Das hat zur Folge, dass für den Gemeinderat Leute kandidieren, die genug Zeit haben. Wer beruflich eingespannt ist, kann es sich oft nicht leisten, eine politische Funktion zu übernehmen.
Das gilt auch für Frauen, auf denen immer noch die Sorge- und Hausarbeit lastet. Das muss sich ändern, wenn man mehr Frauen in der Politik will. Und der Job im Gemeinderat wäre attraktiver, wenn die Leute, die dort sitzen, mehr mitzureden hätten, wenn die Macht mehr bei ihnen als bei Referentinnen oder Bürgermeistern liegen würde.
Den Job freilich nicht machen sollte, wer nicht verstanden hat, dass Politik manchmal ein mühseliges Geschäft ist, dass die Suche nach Kompromissen langwierig, aber notwendig ist.Demokratie geht nur mit Reden, Zuhören, Verhandeln.
Wer will, dass Demokratie funktioniert, wer das Minimum tun will, um sie zu erhalten, muss am kommenden Sonntag wählen gehen.
Denn Trägheit und Gleichgültigkeit gehören zu den größten Feinden der Demokratie.
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