Die Roller-Derby-Spielerin liebt Käseknödel mit Salat. Ihre erste Lust waren „nicht geeignete Sportarten für -Mädchen“: Hockey, Snowboard, Motocross.
Leitartikel
Da läuft vieles schief
Schulen sind heute leider allzu oft Stressanstalten. Das kann und darf nicht so weitergehen.
In Graz hat ein Amokläufer zehn Menschen in einer Schule getötet. Diese Bluttat löst Entsetzen und Empörung aus – und sie wirft Fragen auf: Sind Kinder und Lehrpersonen an Schulen gut genug geschützt? Wie kann es sein, dass aus einem unauffälligen Jugendlichen ein Attentäter wird? Hat man was übersehen? Hätte die Tat verhindert werden können?
Wie immer nach solchen Vorfällen fordern Lehrkräfte, politisch Verantwortliche und Elternverbände reflexartig die immer gleichen Maßnahmen: mehr Schulpsychologen, mehr Sozialpädagogen, effizientere Sicherheitsvorkehrungen, schärfere Waffengesetze. Es wird beklagt, dass Mobbing in Klassenzimmern weit verbreitet ist und Eltern zu wenig auf den Medienkonsum ihrer Kinder achten.
An all dem ist etwas Wahres dran. Ja, es braucht mehr Schulpsychologen, ja, es braucht mehr Sozialpädagogen, ja, es braucht endlich angemessene Gehälter für die im Bildungssystem Beschäftigten, ja, wir brauchen zusätzlich Sicherheitsvorkehrungen.
Aber Videoüberwachungen und schusssichere Türen werden uns nicht vor neuen Amokläufern schützen. Schulen sind verletzliche Orte, sie müssen Orte des Vertrauens bleiben, wir sollten sie nicht zu Kasernen machen.
Wir sollten umfassender denken und das gesamte Bildungssystem infrage stellen. Schule – das ist für viele Kinder und Jugendliche kein Lebens- und Wohlfühlraum mehr, sondern schlicht und einfach ein Ort, der sie massiv unter Stress setzt. Sehr viele Kinder beginnen ihre Schulkarriere motiviert und begeistert – mit jedem zusätzlichen Schuljahr schwindet diese Lust und Freude an Schule aber ein bisschen mehr.
Das macht mich ratlos – und auch wütend. Wütend, weil unsere Kindergärten und Schulen zu wenig Zeit, zu wenig Personal, zu wenig Luft haben, um immer auch all das zu sehen, was zwischen den Zeilen vor sich geht. Wütend auf ein System, das Menschlichkeit gegen Leistung eintauscht. Ein System, das viele Kinder aufgibt, weil sie nicht ins Bild passen, weil sie unbequem oder zu leise sind.
Klar, Lehrpersonen müssen Kindern und Jugendlichen Wissen vermitteln, aber es geht um Einfühlsamkeit, um Empathie, um die Fähigkeit, sich in die Lage der Heranwachsenden zu versetzen. Kinder müssen heutzutage viel zu viel funktionieren. Schule, ist leider allzu oft für alle Beteiligten eine einzige Überforderung. Sie soll den Schülerinnen und Schülern in kurzer Zeit so viel Stoff wie nur irgend möglich vermitteln, sie soll die Hochbegabten genauso fördern wie die Schwächeren, sie soll ein Servicebetrieb rund um die Uhr sein und dabei bitte auch noch all die Wunden heilen, wenn Familien-bande reißen.
Ich wünsche mir eine Schule, die nicht so sehr vom Leistungsdruck geprägt ist, die nicht nur darauf Wert legt, den Lehrplan durchzupeitschen, sondern Raum und Zeit lässt, zum Einander-Zuhören, Miteinander-Sprechen und Nachdenken.
Ich wünsche mir eine Schule mit Wissensvermittlung – ja.
Aber ich wünsche mir vor allem eine Schule, in der man in Ruhe wachsen und reifen kann.
Ziehen wir doch die Notbremse, bevor das System kollabiert. Und bauen wir es zeitgemäßer, innovativer – im Sinne der Kinder und Jugendlichen. Im Sinne der im Schulsystem Beschäftigten. Und im Sinne der Eltern.
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