Manfred Pinzger tritt nach zwölf Jahren als Präsident des mächtigen Hoteliers- und Gastwirteverbands HGV ab. Wen er sich als Nachfolger wünscht. Und was er jetzt machen wird.
Leitartikel
Es hilft nichts, außer reden
Die Lehrpersonen bleiben hart: Der Boykott geht weiter. Das Land antwortet grob. Doch will man Schule verändern, muss man miteinander reden.
Die Lehrpersonen boykottieren seit Monaten die außerschulischen Tätigkeiten. Und sind sich dabei, immer noch, einig. Es herrscht eine Disziplin, wie sie die Gewerkschaften noch selten zustande gebracht haben. Die Bewegung, die für mehr Geld und für eine andere Schule kämpft, ist von unten entstanden, an den Gewerkschaften vorbei. Die jetzt nicht recht wissen, wie sie sich verhalten sollen.
Das Land Südtirol hat viel Geld für eine Gehaltsaufbesserung der Lehrpersonen zur Verfügung gestellt. Sie verdienen schon jetzt mehr als viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Südtirol. Man kann die Gehälter der Lehrpersonen (die bestimmt mehr verdienen, als sie jetzt verdienen) mit denen der Lehrpersonen in Österreich oder Deutschland vergleichen oder in einen Zusammenhang stellen mit den Gehältern in Südtirol. Im letzten Fall sind die Gehälter der Lehrpersonen gar nicht einmal so schlecht.
Der Boykott von außerschulischen Tätigkeiten (die Boykottierenden sind angesäuert, wenn man es „Streik“ nennt) zeigt Wirkung. Aber er trifft Leute, die noch schwächer sind, prekäre Einkommen haben, deren Existenz mit der Schule zusammenhängt, wenn nicht gar davon abhängt. Es trifft die Kultur, es trifft die Jugendarbeit. Und es trifft die Schülerinnen und Schüler – und die Eltern.
Was bedeutet es also, wenn der Boykott länger andauert? Er sorgt für einen Schaden, einen materiellen und immateriellen. Natürlich, jeder Boykott muss für einen Schaden sorgen, sonst wäre er wirkungslos. Ein Boykott, der niemanden trifft, ist keiner.
Das Land hat grob reagiert: Wir verhandeln erst, wenn ihr mit dem Boykott aufhört. Will man nun verhandeln oder will man nicht? Will man eine Lösung herbeiführen oder nicht? Warum muss dann die Gegenseite provozieren?
Andererseits: Müsste man nicht während Verhandlungen die Waffen niederlegen? Müssten die Komitees, die die „Schule am Abgrund“ sehen (was übertrieben ist), nicht sagen: Wir verhandeln, wir setzen einen Termin fest, und wenn bis dahin nichts passiert, nehmen wir den Boykott wieder auf.
Eigentlich wäre das der richtige Weg. Denn für einen Kompromiss braucht es immer zwei Seiten. Man muss miteinander reden, um einen Konflikt zu beenden.
Das eine Ziel der Protestierenden ist mehr Geld, das andere ein Umbau der Schule. Doch wie, das bleibt weitgehend offen. Und darüber gehen bestimmt auch innerhalb der Lehrerschaft die Meinungen weit auseinander. Es ist ja so: Zu Schule hat jeder eine Meinung, über Lehrpersonen lässt sich ausgiebig (oft völlig grundlos und kenntnisfrei) schimpfen – journalistisch gibt es ja nichts Billigeres, als die vox populi abzuhören.
Wie Schule sein soll, darüber muss man endlich reden. So wie es ist, kann es nicht bleiben. Das wäre genauso wichtig wie Lohnverhandlungen – in einer Gesellschaft, die tief verunsichert ist. Und mit ihr die Kinder und Jugendlichen.
Will man einen Tanker herumreißen, dauert es, bis er eine andere Richtung einschlägt. Ähnlich ist es mit der Schule. Schule ist ein komplexes System. Es zu bewegen, braucht Zeit, Diskussion und ein Grundvertrauen.
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