Unsere Autorin lebt mit einem unheilbar erkrankten Kind. Hier schreibt sie über ihren Sohn und die Menschen, die ihn palliativ begleiten. Eine Geschichte über Ängste, Hoffnungen und Akzeptanz. Text: Dunja Smaoui | Fotos: Alexander Alber
Leitartikel
Sie dürfen nicht
Warum bloß hält die katholische Kirche an der jahrhundertealten Diskriminierung der Frauen fest? Dabei sind sie es, die den Laden schmeißen. von Georg Mair, Chefredakteur
Die Kirche ist immer gut für offizielle Anlässe. Für Begräbnisse oder für Hochzeiten. Dann kann sie ihre Pracht entfalten, die Rituale sind gut geübt. Und wohltuend.
Die Kirche liefert die Zeremonien, für die die weltliche Gesellschaft keine Übereinkunft gefunden hat. Sie neu zu schaffen, ist mühsam.
Jetzt zu Weihnachten werden die Kirchen wieder voll sein. Und die Menschen werden es genießen, wenn der Chor singt, Weihrauch aufsteigt und es in der Kirche dampft, weil so viele Leute da sind. Und die Pfarrer, die paar, die es noch gibt, werden aufblühen – es hören mehr Menschen zu als normalerweise.
Die Kirche ist wie ein großer Tanker, der nur schwer zu bewegen ist. Aber will dieser Tanker sich überhaupt bewegen? Ja, so lautet das Versprechen, wenigstens in der westlichen Welt. Dort will man nach vorne. Im restlichen Teil der Welt, in Afrika oder in den USA, will man bleiben, wo man ist, wenn gar nicht zurück in eine Vergangenheit, die verklärt wird. In die Zeit, als die Kirche noch streng organisiert war, Homosexualität als Sünde betrachtete und der Meinung war, dass die Männer herrschen müssen.
In der Südtiroler Kirche gibt es jetzt ein paar Frauen mehr. Johanna Brunner etwa (siehe Porträt in ff 50/25) hat jetzt die Aufgabe, sexuellen Missbrauch in der lokalen Kirche aufzuarbeiten. Nachdem es die Männer versucht haben, muss jetzt eine Frau diesen unangenehmen Job erledigen.
Brunners Mann ist schon, was sie nicht werden kann: ein ständiger Diakon. Frauen, so die zuständige Kommission im Vatikan, können zu diesem Dienst nicht zugelassen werden. Herrlich ist die wörtliche Begründung: „Im Lichte der Heiligen Schrift, der Tradition und des kirchlichen Lehramtes ist diese Einschätzung eindeutig, auch wenn sie es derzeit nicht erlaubt, ein endgültiges Urteil zu fällen, wie es bei der Priesterweihe der Fall ist.“
Dabei sind es die Frauen mit ihrem Einsatz, die die Kirche aufrecht halten, doch dem Pfarrer bei der Messe assistieren oder die Sakramente spenden, das dürfen sie nicht. Sind Mann und Frau für die Kirche nicht gleich, haben sie nicht die gleiche Würde?
Wie so oft in der Kirche ist es eine Diskussion um das Geschlecht der Engel. Die eine Schule sagt, das Wesentliche an der Diakonweihe sei die Ausrichtung auf den Dienst und nicht auf die Priesterweihe. Die andere sagt, wenn man eine Diakonin zulasse, wäre der Weg zur Priesterin oder Bischöfin offen.
Warum bloß fährt die katholische Kirche mit der jahrhundertealten Diskriminierung der Frauen fort? Wovor fürchtet sie sich? Man weiß, dass Männerbunde Angst vor Machtverlust haben, mächtige Männer sich gegenseitig decken. Das haben Kirchenobere jahrelang getan, wenn es um sexuellen Missbrauch ging. In ein paar Jahren wird es in Südtirol nur ein Häuflein Geistliche geben, dann wird die Macht des Faktischen die Kirche zum Umdenken zwingen, wenn ihr nicht bis dahin die Leute davongerannt sind. Spirituellen Ersatz und Trost gibt es ja genug, bald vermutlich auch per künstlicher Intelligenz.
Robert Hochgruber war vor 30 Jahren einer der Initiatoren des Kirchenvolksbegehrens. Wenig hat sich seitdem geändert. Er schreibt: „Um Reformen wird die Kirchenleitung nicht herumkommen, und der Geist Gottes wird früher oder später verstärkt wehen.“
Früher oder später.
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