Das Coronavirus zwingt uns, unser Leben zu verändern. Das bietet auch Chancen.
Panorama
Gesundheitssystem am Limit
Aus ff 12 vom Donnerstag, den 19. März 2020
Coronavirus – Ausblick: (doc) Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Anzahl der Covid-19-Fälle steigt Tag für Tag – unerbittlich. Und zwar nicht nur in Italien, sondern in allen europäischen Ländern. Auch in Südtirol. Die Gesundheitssysteme werden an ihr Limit kommen. Das unterstreichen auch die Professoren Andrea Remuzzi und Giuseppe Remuzzi. Sie haben eine Studie in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet publiziert. Darin schreiben sie, dass das Gesundheitssystem in Italien an die Kapazitätsgrenze stoßen wird, sobald die Hälfte der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt ist.
In Italien gibt es etwa 5.200 Intensivbetten in Krankenhäusern, bei 2.600 werde die Lage kritisch. Am Montag dieser Wochen waren rund 1.850 mit Covid-19-Patienten belegt. Steigt die Kurve der aktiv mit dem Virus infizierten Personen weiterhin so rasant an, werde die Kapazitätsgrenze bald erreicht sein. Nach derzeitigem Stand gegen Ende dieser Woche.
Die Professoren warnen: Wenn die Kurve nicht eine entscheidende Wende nimmt – und zwar schnell –, werden die „klinischen und sozialen Probleme nicht vorstellbare Dimensionen“ annehmen. Dann sei „mit katastrophalen Auswirkungen“ zu rechnen.
Das Beispiel China zeige, dass es möglich sei, die Ausbreitung des Virus zu drosseln – und zwar durch soziale Isolation. Gelinge dies, werde es 30 Tage dauern, bis der Höhepunkt der Infektion (Peak) erreicht ist. Das wäre rund um Ostern.
Alles wird davon abhängen, ob die Ausgangssperre greift. Dann wird die Kurve abflachen und es müssten weniger Menschen auf Intensivstationen behandelt werden. Derzeit sind dies 8 Prozent der aktiv Infizierten. Klettert ihre Zahl in Italien auf 35.000 und darüber, wird es kritisch. In Südtirol sollte diese Zahl nicht auf über 500 steigen, sonst werden auch hier die Intensivbetten knapp.
Und was passiert, wenn das Gesundheitssystem kollabiert? Dann, scheiben die Professoren in The Lancet, werde „eine substanzielle Anzahl von nicht notwendigen Todesfällen“ eintreten.
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