In der Coronakrise zeigt sich einmal wieder, welchen Stellenwert Kinder und Familien in der Politik haben. Keinen besonders hohen.
Panorama
„Nicht über unsere Köpfe“
Aus ff 17 vom Donnerstag, den 23. April 2020
Kindergärten – Öffnung im Sommer:
(gm) Kindergärten im Sommer öffnen, Kindergärtnerinnen zur Arbeit verpflichten? ASGB-Gewerkschafterin Karin Wellenzohn will nicht gleich Nein sagen.
ff: Was tun Kindergärtnerinnen im Moment?
Karin Wellenzohn: Sie bereiten für die Eltern Märchen vor, machen Videos mit einem Kasperltheater, Fingerspielen oder geben Bastelanleitungen an die Eltern weiter. Oder sie singen per Video mit den Kindern.
Sie arbeiten also?
Sie arbeiten, sie erledigen die Dokumentation, sie bereiten Projekte für das kommende Jahr vor, sie machen Fortbildungen.
Sollen Kindergärtnerinnen im Sommer arbeiten?
Ich habe mich zu diesem Thema bewusst noch nicht geäußert, schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Ich habe mit unseren Mitgliedern Kontakt aufgenommen und sie um Rückmeldungen gebeten. Ich weiß, wir sind in einer glücklichen Position, wir müssen keine Angst um unsere Arbeit haben. Also sind wir sicher bereit, eine gemeinsame Lösung zu finden. Was nicht gut geht, ist, dass man mit dem Thema in die Medien geht, ohne vorher mit uns zu reden – heute (21. April; Anm.d.Red.) diskutieren wir die Sache das erste Mal mit der Politik. Und darüber hinaus sind noch viele Fragen offen. Es wäre nicht gut, den Eltern Hoffnungen zu machen, die man nicht erfüllen kann.
Welche Fragen sind offen?
Welche Kinder dürfen in den Kindergarten? Und wie viele? Dürfen wir überhaupt aufmachen? Wie schützen wir Kinder und Personal? Kleine Kinder dürften sich schwertun mit dem Einhalten eines Sicherheitsabstandes oder dem Tragen einer Schutzmaske.
Aber Sie lehnen eine Öffnung nicht ab?
Die Leute melden mir zurück: Reden wir darüber, finden wir eine Lösung, aber nicht über unsere Köpfe hinweg. Es muss auf alle Fälle eine Ausnahme bleiben und nicht ein Vorwand, um das Kindergartenpersonal weiter zu belasten. Die Kindergärtnerinnen haben auch ein Recht auf Urlaub – sie sind im Moment ja im Dienst. Bedenken Sie: Kindergärtnerinnen und Kinder wären dann bis zu Allerheiligen im Kindergarten – zu lange.
Könnten die Kindergärtnerinnen zwangsverpflichtet werden?
Dagegen werden wir uns wehren. Aber es besteht die Bereitschaft, über freiwillige Einsätze mit überschaubaren Zeiten zu reden.
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