Politik

Im Dienst der Agrarlobby

Aus ff 07 vom Donnerstag, den 17. Februar 2022

Schweinetransport
Schweinetransport, wie er nicht stattfinden sollte: Die Kontrollen innerhalb der EU sind viel zu lasch. © APA/dpa/Philipp Schulze
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Das Europäische Parlament will den Schutz von Tieren bei Transporten verbessern. EU-Abgeordneter Herbert Dorfmann will auch Transporteure schützen.

Herbert Dorfmann ist verärgert. Was der Südtiroler EU-Abgeordnete unlängst in heimischen Medienberichten über seine Arbeit im Untersuchungsausschuss des Europaparlaments zu den Tiertransporten lesen musste, hat ihm gar nicht gefallen: „Ich bin eineinhalb Jahre gelaufen, um einen sehr tiefgründigen Bericht mit auf den Weg zu bringen, der deutliche Verbesserungen bei Tiertransporten vorsieht. Mir geht es auf die Nerven, dass man mich nun aufgrund eines gezielten politischen Schachzugs von Tierschutzlobbyisten und Grünen in Südtirol durch den Dreck zieht.“ Dorfmann spricht in diesen

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Leserkommentare

3 Kommentare
A.Lanz
17. Februar 2022, 14:34

Die Grünen haben sich mit ihrer Kritik überhaupt nicht verhoben. Im Gegenteil! Mit Aufdeckung der Abstimmungsergebnisse haben sie die durchschaubaren Lippenbekenntnisse Dorfmanns entlarvt. Seine Floskeln zum Tierschutz sollten sein Image verbessern, aber angesichts seiner Taten hat er sich vergaloppiert: Er hat „hintenrum“ gedreht und versucht, an der Öffentlichkeit vorbei die schon mangelhaften Ergebnisse des Untersuchungsausschusses zum Nachteil der Tiere weiter zu drücken.
Die Tierqual ist für seine Verbündeten nämlich bislang ein einträgliches Geschäft. Es ist in der Branche ein offenes Geheimnis, dass echte Veränderungen im System dieses Geschäft verderben. Dorfmanns Formulierung „auf die Finger klopfen“ dürfte ihm ein Schulterklopfen der Lobby eingebracht haben, signalisiert sie schon jetzt, dass kleine Strafen und verendende Tiere finanziell bereits gut eingepreist sind. Diese Formulierung klingt zudem zynisch, seit bekannt wurde, dass EU-Parlamentarier sich im Plenarsaal Augen und Ohren zugehalten haben, weil sie allein die Bilder(!) der „vor Schmerz und Verzweiflung schreienden Tiere“ nicht ertragen konnten.

Julia Unterbergers mutiges Eintreten für Tierschutz verdient im politischen Haifischbecken der SVP allergrößten Respekt. Die SVP wäre gut beraten, zu erkennen, dass Frau Unterberger viele Stimmen aus dem Volk hinter sich hat, aber welcher Mann aus der SVP zeigt bisher das notwendige Rückgrat? antworten

DN
20. Februar 2022, 20:07

Ich kann mir beim allerbesten Willen nicht vorstellen, dass der Dorfmann in Brüssel eine gewichtige Stimme hat. Trotzdem stünde Transparenz allen (demokratischen) Politikern mehr als gut.
Unsere Landesgrünen haben bei der MEMC + Solland Silicon absolut versagt; der einzige Grüne der diese Farbe redlich verdient ist der Rösch Paul, der das Unvorstellbare geschafft hat, ein riesengroßes Dankeschön meinerseits. Der grüne Rest hat sich hinterm Busch verschanzt, wie auch beim Flughafen und beim Brennertransit.
Wenn die Grünen wirklich in der Landwirtschaft etwas bewegen wollen, dann müssen Sie sich mal mit dem Discountersystem beschäftigen. Aber entweder es fehlt ihnen absolut die Kompetenz, oder sie sch... sich da auch wieder in die Hos. antworten

A.Lanz
21. Februar 2022, 20:45

Liebe/ lieber D. N.,
Dorfmann allein hat sicher keine gewichtige Stimme in Brüssel, d. h. bei der Europäischen Kommission, die die neuen Regelungen für die Tiertransporte nun erarbeiten wird. Aber hier geht es ja um die konkreten Abstimmungsergebnisse im Straßburger EU - Parlament. Dort hat er sich als Abgeordneter durch sein Stimmverhalten eindeutig für schlechtere Tierschutzstandards eingesetzt, während er vor der Öffentlichkeit so getan hat, als hätte ausgerechnet er sich für gute Bedingungen eingesetzt und jetzt müsse man halt Kompromisse eingehen. Bei der vorgeschlagenen Beschränkung der Transportdauer hätte (s) e i n e Stimme für eine andere Mehrheit gesorgt, das Zünglein an der Waage. Manchmal kommt es bei Abstimmungen halt doch auf eine Stimme an.
Was die Grünen an anderer Stelle richtig oder falsch machen, das können Sie vermutlich viel besser einschätzen als ich. Dass die Grünen hier aber richtig gehandelt und Dorfmanns Verhalten öffentlich gemacht haben, das steht für mich außer Frage. Und für mich persönlich ist es auch völlig egal, ob das eine Partei oder ein Journalist oder eine NGO oder irgendwer sonst tut. Hauptsache jemand sorgt für Transparenz und zeigt den Politikern, dass die Bürger sich nach der Wahl nicht alles von ihren den Vertretern gefallen lassen.

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