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Außensicht
Das Attentat in der Via Rasella: Sie taten es nicht
Aus ff 14 vom Donnerstag, den 06. April 2023
Es ist Krieg, und wir reden wieder vom Krieg. Bedauerlicherweise nur über jenen von vor achtzig Jahren. Ignazio La Russa, Senatspräsident und bekennender Faschist, hat den nahenden Tag der Befreiung von Faschismus und Nationalsozialismus, den 25. April, zum Anlass genommen, die Resistenza lächerlich zu machen.
Er tat es am Beispiel des Attentats der Partisanen in der Via Rasella vom 23. März 1944. Dabei kamen 33 Mitglieder des SS-Polizeibataillons Bozen zu Tode, großteils Südtiroler. Der Senatspräsident von heute nannte diese eine „banda musicale di semi-pensionati“, was verächtlich gemeint war, um zu sagen: Waren ja nicht einmal richtige Nazis. Die Geschichte ist bekannt. Als Vergeltung für das Attentat ließ das Naziregime tags darauf 335 willkürlich ausgesuchte Geiseln erschießen, zehn für jeden deutschen Toten plus fünf. Es war „das Massaker in den Fosse Ardeatine“.
Wollten wir stolz sein auf unsere Landsleute, würden wir La Russas beabsichtigte Beleidigung für mildernd, um nicht zu sagen ehrend, halten. Seine Absicht war das nicht. Er wollte die Tat der antifaschistischen Partisanen herabwürdigen, und zu Recht reagierte das demokratische Italien empört. Die Südtiroler von der Via Rasella trugen SS-Uniform und standen unter dem Kommando des SS-Generals Karl Wolff. So waren sie nach allen Regeln Nazi-Soldaten und die Partisanen ihre erklärten Kriegsgegner.
Und dennoch: Redlichkeit gebietet, den überlebenden Kameraden der 33 Via-Rasella-Opfer Respekt zu erweisen. Der Zynismus des Nazi-Regimes sah vor, Vergeltungs-Exekutionen von Kameraden der Opfer ausführen zu lassen. Die Südtiroler taten es nicht. Sie seien dafür nicht als Verweigerer heroisiert. Ob sie gar nicht dazu aufgefordert wurden? Oder das Kommando sie der Grausamkeit nicht fähig erachtet hat? Wer weiß.
Tatsache bleibt: Sie taten es nicht. Wo Tat Verbrechen ist, ist Unterlassung schon Verdienst. Damals, und im Krieg von heute ebenso.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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