Was kommt 2024: Auf der richtigen Seite

Und, worüber haben Sie sich unterhalten? Am Weihnachtstisch, beim Firmenessen, unterm Christbaum, am Glühweinstand? Heuer hatte man ja wirklich die Qual der Wahl bei den Themen: brisant, kontrovers, und voller Potenzial, die ganze Sippe zu zerreißen – oder zumindest den aufdringlichen Arbeitskollegen mit den politisch fragwürdigen Anschauungen loszuwerden.

War es 2020 noch Corona, das die gesamte Welt in Atem hielt und in Aluhut-Träger und Schlafschafe spaltete, 2021 diese seltsame Greta und 2022 Putins Überfall auf die Ukraine, hat 2023 den Vogel abgeschossen, weil plötzlich etwas so Hochkomplexes wie der Nahostkonflikt in aller Munde war und sich von Tante Hilde bis zu parolenschwingenden Kriegstreibern alle an friedlichen Demonstranten und naiven Influencern abarbeiteten.

Wurde einst die Religion als „Opium des Volkes“ bezeichnet, treiben nun Desinformation, Internet-Getrolle und die institutionalisierte Verbreitung von totalem Blödsinn die Volksverdummung mit Riesenschritten voran. Und wie schon die Jahre zuvor gilt: Wer sich nicht „positioniert“, wer nicht klar Stellung bezieht in Belangen, deren Analyse allein fast schon ein Politik- und Geschichtsstudium erfordert, wer nicht die „Bösen“ (auch wenn keiner genau weiß, wer die nun sind) vehement v.e.r.u.r.t.e.i.l.t., wird sofort ausgebuht und wahlweise als Antisemit, Terrorist oder Faschist beschimpft.

(Nur die richtigen Faschisten, die darf man jetzt nicht mehr so nennen, sonst droht eine Anzeige, occio!)

Wer also beim Small Talk zum Jahresausklang auf der sicheren Seite bleiben wollte, musste auf Dauerbrenner setzen: Migration (böse), Smartphones (auch böse), künstliche Intelligenz (gut, aber irgendwie unheimlich), Landeshauptmann Kompatscher (einst lieb, jetzt umso böser). Da ist man sich einig, da gibt’s keinen Anlass zur Polemik.

Ich bin schon gespannt auf 2024. Ein gutes Neues!

von Bettina Conci | Schreibt Kolumnen, Kurzgeschichten, Kindgerechtes und Kontroverses

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