Tourismusforscher Robert Steiger hat am ersten globalen Klimabericht für die Tourismusbranche mitgeschrieben. Er spricht von vielen Versäumnissen – und einigen Fortschritten.
Außensicht
Nüchterner Januar: Der Geist war willig
Aus ff 03 vom Donnerstag, den 18. Januar 2024
82 Jahre, nachdem die Finnen ihren „Nüchternen Januar“ eingeführt haben, ist man also auch in Südtirol auf die bahnbrechende Idee gekommen, nach den Fress- und Sauffeiertagen zwischen Weihnachten und Neujahr den alkoholfreien Januar, natürlich zeitgemäß aufgemotzt als „Dry January Challenge“, einzuführen: mit ganz viel knallbunter Websitewerbung, Social-Media-Gedöns und Auflistung der Vorteile einer 30 Tage währenden Enthaltsamkeit an der Leps-Front.
Vier Wochen ohne Alkohol, das sollte doch zu schaffen sein, dachte auch ich mir. Das war am zweiten Januar, und zähneknirschend musste ich mir eingestehen, bereits tags zuvor ein Glas Wein getrunken zu haben. Ich beschloss, großzügig ein Auge zuzudrücken, schließlich feiert doch wohl bitte jede und jeder an Silvester bis in den Morgen hinein und hört nicht um Punkt Mitternacht mit dem Trinken auf.
Eine Geburtstagsparty, eine Einweihungsfeier, ein paar Verdauungsschnäpschen auf der Skihütte („Geht aufs Haus!“) und einen Mädelsabend später (ganz zu schweigen von der Tatsache, dass man als Frau bei Familienzusammenkünften geradezu trinken muss, um über jeden Schwangerschaftsverdacht erhaben zu sein) überlege ich mir ernsthaft, ob das mit dem „Veganuary“ im Speckland Südtirol nicht vielleicht doch einfacher wäre, als einen Monat abstinent zu leben. Der Jänner ist noch nicht mal vorbei, und ich bin großartig gescheitert.
Vielleicht müsste man die Aktion in Südtirol mit seiner „alpinen Rauschkultur“ auf einen anderen Monat verschieben. Aber seien wir realistisch: nüchterne Faschingsbälle, Ostern ohne Alkohol, Spargeln ohne Weißwein, Feuerwehrfeste ohne Bier, Sommer ohne Spritz? Das, was hierzulande als Kultur durchgeht, ist ohne Alkohol oft gar nicht zu ertragen. Und die Politik fordert den Griff zur Flasche zurzeit geradezu heraus.
Egal, bald ist ja „Foschte“, dann versuche ich’s noch mal. Drückt mir die Daumen.
von Bettina Conci | Schreibt Kolumnen, Kurzgeschichten, Kindgerechtes und Kontroverses
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