Außensicht

Benko und die Banken: Fleißige Bienchen

Aus ff 04 vom Donnerstag, den 25. Januar 2024

Man erwartet ja heutzutage nicht mehr viel von seiner Bank. Die Zeiten, in denen man in die Filiale hüpfte, sich mit Wattkarten und Sumsi-Heften eindeckte, sind eh lang vorbei. Und selbst die einfachen Dienste, die ein Geldhaus leisten kann, wirken immer mehr wie ausgestorbenes Handwerk.

Vor ein paar Monaten wurde mir das wieder klar. Ich rief bei meiner Brixner Bank an, wo ich noch ein Konto besitze, um die Sparbienchen nicht zu enttäuschen. Ich wollte wissen, wann ich wieder mit Zinsen rechnen kann. Die Frau am Telefon überlegte kurz: „Wie viel kriegen Sie in Deutschland?“ 3,5 Prozent, sagte ich. „3,5??“ Sie lachte. „Dann sage ich, Sie sollten Ihr Geld ins Ausland holen – sonst wäre ich eine schlechte Bankberaterin.“ Ich war baff. Der Rat war gut, keine Frage, aber irgendwie fühlte er sich auch wie Arbeitsverweigerung an. Hatte man grad mit mir Schluss gemacht? Lag es an mir und meinen Sumsi-Beträgen?

Ich musste an diesen Anruf denken, als ich sah, mit welchen Summen René Benko bei Südtirols Banken in der Kreide steht. Mehr als 7 Millionen Euro liehen ihm die Raiffeisenkassen, 32 die Sparkasse, 44 die Volksbank. Wie schön, dachte ich, dass zumindest einer von uns guten Service kriegt. Nun weiß ich nicht viel über das verschachtelte Signa-Reich, aber ein paar Dinge ahne ich: Kann es sein, dass Benko nie am Telefon um Zinsen betteln musste? Dass er nie einen Anruf bekam, weil sich seine Kontogebühren plötzlich verdoppelten? Dass ihn niemand je bat, sein Konto schnellstens auszugleichen, weil es grad drei Euro
im Minus ist?

Ich bin den Banken nicht böse: Geld ist wie Wasser, es sucht sich den Weg des geringsten Widerstands. Und wenn es alle dem größten Brummer hinterherwerfen, summt man gerne mit im Chor. Südtirols Banken winken nun natürlich ab: Bei den Österreichern habe Benko viel mehr Schulden. Auch sein „Statthalter“ lächelt. Alles wird gut, und für ihn stimmt das ja auch – im Gegensatz zu Benko wird er seine Kunstsammlung nicht antasten müssen. Ich denke nur: Was hätte man für 84 Millionen Euro alles finanzieren können anstelle eines halbfertigen Einkaufszentrums?

von Anton Rainer | Stellvertretender Leiter des Ressorts Kultur beim Spiegel in Hamburg

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