Außensicht

Südtiroler Freiheit: Der Sven der Herzen

Aus ff 04 vom Donnerstag, den 25. Januar 2024

Ein zartes Pflänzchen war das Ego von Sven Knoll nie, doch seit dem Erfolg der Südtiroler Freiheit bei der Landtagswahl scheint sein Gebaren leicht größenwahnsinnige Züge anzunehmen. Jüngst war ein Bild des ausnahmsweise mal nicht grimmig-entschlossenen, sondern milde lächelnden Knolls auf dem Facebook-Auftritt der Partei mit dem Claim „Landeshauptmann der Herzen und des Volkes“ versehen, und selten waren News faker als diese: Was das Volk betrifft, so hat Letzteres dem amtierenden Landeshauptmann mehr als doppelt so viele Stimmen geschenkt wie dem SF-Parteichef.

Arithmetisch also eine klare Sache, was auch Knoll bewusst sein muss: Seinen Hinweis auf den rechtmäßigen Anspruch auf den Posten habe ich bei der LH-Wahl letzthin jedenfalls nicht vernommen. Freilich, auch Herbert Kickl, zweifellos ein großes Vorbild, nennt sich bereits „Volkskanzler“ ohne einer zu sein. Doch während der VoKaKi, wie ihn ein österreichisches Satiriker-Duo beinah liebevoll nennt, zumindest innerhalb der Staatsgrenzen seines Volkes residiert, kann unser VoKaKno mit Wohnsitz in Innsbruck dasselbe nicht von sich behaupten. Und was seinen Besitz­anspruch auf unsere Herzen angeht, so ist auch hier Strenge angebracht: Zu vermessen ist die Behauptung, sie fielen ihm zu, wenn man sich in Erinnerung ruft, wer die ursprüngliche „Queen of Hearts“ war: Sven Knoll als eine Südtiroler Lady Di? Die Bevölkerung liebte die unglückliche Prinzessin, während Knoll, bei allem Respekt, den Charme und die Herzenswärme eines Parkscheinautomaten versprüht.

Dennoch erlebt der Parteichef derzeit unbestritten einen Höhenflug: Diesen verdankt er aber weniger seiner Anziehungskraft als der Tatsache, dass die anderen Parteien im Land Themen wie Sicherheit und Migration zu lange vernachlässigt haben. Nun besetzt er diese mit markigen Sprüchen und dauererregten Videos. Strategien oder gar Lösungen sind keine dabei. Sobald andere diese anbieten können, wird es darum auch mit diesem honeymoon vorbei sein.

von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin

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