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Außensicht
Staatsbesuch: Aufgemöbelt
Aus ff 17 vom Mittwoch, den 24. April 2024
An einer Bozner Straßenecke wurde neulich der ziemlich mickrige Sitz einer ziemlich bedeutenden Partei eröffnet. Zum Anlass kam der Parteichef, der nebenbei Vizepremier und Außenminister ist, auf Besuch. Was hier Parteisitz sein will, ist keine 4 mal 4 Meter groß und mehr Kabuff als Raum. In der Gemeinde müssen sie sich das auch gedacht haben.
Zwar kam Antonio Tajani nur als Chef von Forza Italia, aber die Stadt hatte es mit ihm doch mit dem zweithöchsten Regierungsvertreter zu tun. Also fühlte sich der Bürgermeister verpflichtet, sich zu schämen. Fürs Parteilokal kann er nichts, aber er bemühte sich, wenigstens rundherum bella figura zu machen. Ruckzuck wurden am Vorabend des hohen Besuchs die anliegenden Straßen geputzt und sämtliche Straßenmarkierungen am Siegesplatz sowie an dem einen Straßenstück, auf dem der Minister laut Besuchsprotokoll die Stände des Samstagsmarktes abschreiten würde, pikobello neu gezogen.
Es ist das alte Stück. Wir Älteren, die wir noch Militär gemacht haben, kennen es von den Generalsbesuchen. Was wir da die Kaserne herausputzen und aufmöbeln mussten! Ich Naivling hielt es damals für Vortäuschung und Schwänzelei. Hatte nichts kapiert. Natürlich mussten wir nicht aufräumen, w-e-i-l der General auf Visite kam. Er kam, d-a-m-i-t wir aufräumen. Generäle sind doch nicht blöd und glauben, es werde immer aufgeräumt, auch wenn sie nicht inspizieren.
Natürlich gibt’s auch im Scharwenzeln solche und solche. Als der Kaiser vor 150 Jahren Tirol besuchte und mit der damals neuen Südbahn durchs Pustertal fuhr, da sollen sie ihm in Niederdorf die schönsten Gsieser Ochsen an den Bahnhof gestellt haben. Auf der Weiterfahrt, Richtung Stilfserjoch, seien Seiner Hoheit die ganze Vinschgauer Bahnlinie entlang dürre, ausgemergelte Kühe gezeigt worden. Franz Joseph, den Gütigen, erweichte solche Not, und er erließ den listigen Vinschgern die Steuer. So jedenfalls erzählt es die Legende. Das Großtuerische der Pusterer datiert somit nicht erst von Luis Durnwalder.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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