Außensicht

Behindertentransport: Abgefahren

Aus ff 18 vom Donnerstag, den 02. Mai 2024

An drei Tagen in der Woche bringt der Behindertentransport meinen Sohn vom Kindergarten heim. Für ihn ist das eine große Sache: Zum Abschied gibt es immer High Five für seinen Begleiter, nennen wir ihn Manfred; manchmal gibt es auch einen kräftigen Klopps auf den Popo, und ich hoffe dann immer, dass Manfred, auch nicht mehr der Jüngste, gut versichert ist. Das soll jetzt nicht rührselig daherkommen, aber wenn sowas funktioniert, dann ist das eine große Erleichterung für uns Eltern, die weiß Gott genug andere Baustellen offen haben. Bis vor zwei Wochen musste ich also keinen Gedanken daran verschwenden, wie das Kind nach Hause kommt.

Das ist jetzt anders. Der Dienst wurde neu ausgeschrieben, den Zuschlag hat ein Anbieter erhalten, der den Transport um ein Drittel günstiger verrichten kann; der Stichtag des Dienstbeginns kam für ihn aber offenbar überraschend. Noch zwei Tage vorher wurden „schnellstmöglich“ Fahrerinnen und Fahrer gesucht, denen „Trinkgeld“ in Aussicht gestellt wurde. Vertrauenserweckend ist das für uns Eltern nicht. Die Begleitpersonen, das Um und Auf dieses Dienstes, sollten übernommen werden, wissen davon aber nichts. Und die Dame im zuständigen Amt meinte in den Abendnachrichten sinngemäß: Tja, beim nächsten Mal werde man gescheiter sein. Das ist ein schwacher Trost, weil man schon diesmal nicht gescheiter war, obwohl es bei der letzten Ausschreibung bereits arg gehapert hatte.

Und so ploppen heute Morgen (Montag, Redaktionsschluss) zum Dienstantritt des neuen Anbieters die Nachrichten im Elternchat auf: „Nicht abgeholt“, „eine Stunde zu spät abgeholt“, „ohne Begleitperson“ ... Startschwierigkeiten sind normal, in diesem Bereich aber unverzeihlich, auch weil alles so unnötig ist: Wieso tauscht man einen Anbieter im Laufe des Schuljahres aus? Wieso wendet man Kriterien an, als ginge es darum, einen Warentransport zu organisieren (Hauptsache billig)? Wieso mutet man berufstätigen Eltern zu, dass das Hickhack zwischen zwei Firmen und einem Amt auf ihrem und dem Rücken ihrer Kinder ausgetragen wird? Fakt ist: Das Chaos war vorprogrammiert, und es wurde nichts unternommen, um es abzuwenden.

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