Winston Churchill und die Option: wie der englische Politiker 1939 mithilfe von Südtirol das Bündnis zwischen Hitler und Mussolini sprengen wollte.
Außensicht
Lebensweisheiten: Das blöde Rad
Wenn es einen Spruch gibt, mit dem man mich verlässlich auf die Palme bringt, dann ist es der mit der bici, die man angeblich wollte und mit der jetzt gefälligst zu pedalieren habe. Er wird in unseren Breiten gern verwendet. Vielleicht gehören Sie ja selbst zu jenen Menschen, die ihn anbringen, mit selbstgerechtem Grinsen und Schadenfreude in den Mundwinkeln. Für diesen Fall schaue ich gern noch mal nach, welchen Höllenkreis Dante in seinem Inferno für Sie reserviert hat, denn: Dass ihnen ein persönlicher Bereich dort gebührt, steht außer Frage.
Mir ist klar, welches Risiko ich mit dieser Kolumne eingehe: Nachdem ich in den vergangenen Wochen mit Pflegehinweisen für Kaschmir versorgt wurde, steht mir nun eine harte Zeit des Bombardements mit diesem Sager bevor. Gut, so sei es. Ich nehme es in Kauf, um ein für alle Mal die Idiotie aufzuzeigen, mit der er für mich noch vor dem mindestens ebenso unangenehmen „Aufgeben tut man einen Brief“ rangiert.
Die Denke hinter diesen Weisheiten ist nämlich dieselbe: Auslöffeln, was man sich einbrockt, Zähne zusammenbeißen und durch, koste es, was es wolle, bla bla bla. Toxische Durchhalteparolen, die stures Festhalten an einer Strategie glorifizieren und kein Gejammer dulden. Dabei sollte man wirklich mal in Betracht ziehen, dass sich die bici vielleicht einfach als gar nicht so toll erwiesen hat, wie man sie sich vorgestellt hatte. Dass man das Vergnügen des Pedalierens eventuell überschätzt hat. Dass man nur mal Dampf ablassen will und dann eh weiterstrampelt. Oder es Zeit für eine Kurskorrektur ist, weil: Es liegt keine Schande im Aufgeben.
Zu wissen, wann man eine Sache lieber beerdigen sollte, als weiterhin sämtliche Energie für sie aufzuwenden (hüstel hüstel Autonomiereform), darin liegt Intelligenz und nicht etwa verachtenswerte Laschheit. Und wer mir noch mal mit diesem Radl kommt, der ist gewiss selbst noch nie lang genug drauf gesessen, bis die Hinterbacken schmerzen, die Waden brennen und es einfach wirklich Zeit ist, abzusteigen. Der hat keine Ahnung vom Radfahren.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin
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