Martin Löw-Cadonna war abhängig von Zigaretten, Alkohol und Zucker. Für das Buch „Sehnsucht“ hat er, schonungslos mit sich selbst, seine Suchtgeschichte offengelegt.
Außensicht
Superlative: Nicht diese Töne
Wie schlimm war denn nun dieses soeben zu Ende gebrachte Jahr 2024? Außerordentlich schlimm muss es gewesen sein. Anders ist nicht zu erklären, dass diesmal die Neujahrsbotschaften so hemmungslos zu Optimismus, zu Hoffnung, ja zu einem Trotz-alledem-Weiterleben aufriefen. Als wären wir grad noch davongekommen, so wurde uns zugeredet – uns Überlebenden des 24er-Jahres.
Da war es tröstlich zu erleben, dass es noch Mitmenschen von festen Werten gibt, an denen wir Verzagten, wir an keine Zukunft mehr Glaubenden, uns aufrichten können. Ein Christoph Franceschini etwa, bekennender Heinz-Peter-Hager-Freund, ist so einer. Da entreißen sie ihm sein „einziges Kapital“, wie er es nennt, die Glaubwürdigkeit. Und was tut unser enteigneter Investigativ-Journalist? Er verzagt nicht, sondern steht auf und schwört: „Wir waren Freunde, wir sind Freunde, wir werden Freunde bleiben.“ Welch Hohelied der Freundschaft! Nur das Volkslied „Wahre Freundschaft“ und allenfalls Schillers „Bürgschaft“ fallen einem dazu ein. Vielleicht aber auch Karl Kraus. Der sagte über das Wort „Familienbande“, es habe „einen Beigeschmack von Wahrheit“. Auf Freundschaftsbande träfe es ebenfalls zu.
Okay, ist Privatsache. Im Sinne: geht uns nichts an. Was uns aber aufregt, ist ein anderer Superlativ, verbrochen zu Neujahr von der Tageszeitung. Sie rief den Bürgermeister von Bozen zum „Mann des Jahres“ aus und beklagte sein gesetzlich erzwungenes Aus zum Ende dieser Amtsperiode. So weit, so bedauerlich für den Herrn. In ihrer Würdigung sieht die Zeitung damit „die Stadt Bozen einen Bürgermeister verlieren, wie sie ihn bisher nicht hatte und wohl auch nie mehr haben wird“.
Ob bisherige Bozner Bürgermeister wie Giorgio Pasquali, Giancarlo Bolognini oder Giovanni Salghetti-Drioli an die Statur eines Renzo Caramaschi nie herangereicht hätten? Tempi passati. Aber dass Bozen so einen nie mehr wird haben können, geschweige denn einen noch besseren? Wir sollten „Pilger der Hoffnung“ sein, mahnt der Bischof.
von Florian Kronbichler | Journalist,
ehemaliger Chefredakteur der ff
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