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Außensicht
Der neue Gipfel des Tourismus: Geschichtenerzähler
Aus ff 08 vom Donnerstag, den 20. Februar 2025
Brixen Dolomites“ – klingt schick. So weltläufig, so erhaben, fast wie ein nobles Chalet mit Panoramasauna. Blöd nur, dass im Gadertal und in Gröden gerade die Gesichter länger werden als die Warteschlangen vor der Sellaronda. Denn kaum hat das Eisacktal das Wort „Dolomiten“ ins Logo getackert, ist der Bergfrieden dahin.
Mal ehrlich: Wer will es ihnen verdenken? Prestige verkauft sich gut. Und der Trick ist alt. Die Südtiroler Weinstraße zum Beispiel – einst eine gemütliche Route von Weinkeller zu Weinkeller in Eppan und Kaltern, heute eine Dehnungsübung für die Landkarte. Plötzlich liegt auch Montan an der Weinstraße, demnächst vielleicht auch
Sterzing. Warum auch nicht? Wer etwas auf sich hält, braucht einen klingenden Namen.
Natürlich, der Ärger der Grödner und Gadertaler ist verständlich. Jahrzehntelang haben sie den Dolomiten-Mythos aufgebaut, ihre Gipfel in Sonnenuntergänge getaucht und für die Unesco posieren lassen. Und jetzt? Jetzt will das Eisacktal mitspielen. Das ist in etwa so, als würde ein Cousin dritten Grades plötzlich behaupten, zur engeren Familie zu gehören – und sich an Weihnachten an den Gabentisch setzen.
Aber ganz ehrlich: Ist die Sache nicht längst gelaufen? Die Dolomiten gibt’s ja mittlerweile auf fast allem – von Joghurtbechern bis Modekollektionen, wahrscheinlich bald auch als Parfum. Wo einst Alpinisten ehrfürchtig den Fels bestaunten, schieben sich heute Flip-Flop-Touristen zum Instagram-Spot. Und wer weiß, vielleicht klappt die Idee mit dem Rebranding so gut, dass wir bald „Bozen Beach“, „Vinschgau Riviera“ oder – warum nicht gleich – „Überetsch Maledives“ haben. Willkommen im Südtirol-Branding-Boom! Denn am Ende geht’s im Tourismus nicht um Geografie, sondern um gute Geschichten. Und wenn man die nur oft genug erzählt, glaubt sie irgendwann jeder.
von Karin Köhl | Nachrichtenredakteurin bei Rai Südtirol und freie Journalistin
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