(ul) Früher sagten Eltern ihren Kindern: „Arbeite hart und du wirst eine Wohnung kaufen können, vielleicht sogar ein Haus, du wirst eine Familie ...
Außensicht
Ehrenamt: Unsere Superkraft
Normalerweise ist es im Auto ein Ding der Unmöglichkeit, die Radio-Nachrichten zu hören, weil es auf der Rückbank stets Zeter und Mordio gibt. Letzte Woche war das anders, zumindest was eine Meldung betrifft: Wann immer die Rede von den Löscharbeiten am Vinschger Sonnenberg war, herrschte plötzlich ehrfürchtiges Schweigen, der Blick in den Rückspiegel zeigte offene Münder und glänzende Augen.
Ich selbst war auch berührt davon, wie Hunderte von Feuerwehrleuten unermüdlich und selbstlos im Einsatz waren. Dass Menschen ihre Zeit und ihre Fähigkeiten ohne Hintergedanken in den Dienst der anderen stellen, ist in Zeiten, in denen Sozialdarwinismus, das Recht des Stärkeren unverhohlen auf dem Vormarsch sind, keine Selbstverständlichkeit mehr. Ebenso gut könnten die Helfer und Helferinnen sagen: Ach was, ich mach’s mir heute auf der Couch bequem, was geht mich das an?
Dass dem nicht so ist, dass wir nicht nur in Zivilschutz und Rettungswesen, sondern auch im Sozialen, in Kultur und Sport auf Freiwillige zählen können, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, das darf uns stolz und dankbar machen. Damit das auch so bleibt – nicht alle Vereine tun sich mehr leicht damit, Nachwuchs zu rekrutieren – gilt es, unseren Kindern Hilfsbereitschaft vorzuleben – und auch die stetig wachsende Zahl der (noch rüstigen) Senioren dazu zu motivieren, die Wanderstöcke mal in die Ecke zu stellen und sich hin und wieder ehrenamtlich zu engagieren.
Der Landtag hingegen kann dazu beitragen, indem er bald ein Gesetz auf den Weg bringt, das den Vereinen zu mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie verhilft. Elon Musk meinte kürzlich, die größte Schwäche der westlichen Gesellschaft sei die Empathie – und offenbarte damit seine Ignoranz, denn: Die Empathie, der Motor für das Ehrenamt, das ist unsere Superkraft. Sie macht uns als Ganzes stark.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin
Weitere Artikel
-
-
Strafe für Minniti
600 Euro-Affäre: (aw) Es war einer jener Artikel, die es in den Jahresrückblick schafften: Am 13. August 2020 berichtete die ...
-
Fabian Dalpiaz beantwortet den ff-Fragebogen
Der Fotograf ist auch ein guter Handwerker und hält sich selber für zielstrebig und hilfsbereit.
Leserkommentare
Kommentieren
Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.