Außensicht

Die Bauern und die Gülle: Frühlingserwachen

Aus ff 14 vom Donnerstag, den 03. April 2025

Es wird Langis und stinkt. Die Gülle hat es in den Nachrichtenstand geschafft. „Mistmacher kontra Natura 2000“ heißt das Stück und sein Titelheld ist Robert A. Steger, Bürgermeister von Prettau. Der Mann von dort ganz zuhinterst ist ein überörtlich wirkender Wichtighuber, auf Hochsüdtirolisch ausgedrückt. Schon einmal hat er gedroht, seine Gemeinde aus dem Naturpark Rieserferner, dessen Herzstück sie ist, auszugrenzen. Letzte Woche tat dieser Lautsprecher der Bauern wieder ein großes Wort, diesmal zur Gülle. Bürgermeister Steger bemängelt an der einschlägigen Landesplänen, dass es dafür „faktisch keinen Bürgerbeteiligungsprozess“ gibt.

Bürgerbeteiligungsprozess! Der Mann redet so. Steger hat sein unbäuerisches Wortmonster offenbar nicht mit dem Bauernbund abgesprochen. Denn der hätte es ihm verboten. Ein „Bürgerbeteiligungsprozess“ für Rohr marsch am Güllefass!? So bauernfeindlich ist keiner im Bauernbund, dass er es drauf ankommen ließe . Sie geben es nicht zu, aber: Das größte Kapital unserer Bergbauern, größer als ihr Grund und ihr Maschinenpark, ist der überdurchschnittlich große Konsens vonseiten der nichtbäuerlichen Mehrheit im Land. Wir sind alle für unsere Bergbauern. Ein, zwei Generationen zurück, und fast jede und jeder von uns steht mit einem Bein in einem Berghof drin. Wir wollen ihr Bestes.

Würden unsere Bauernfunktionäre den Gülleplan der „Natura 2000“ einem „Bürgerbeteiligungsprozess“ unterwerfen, hieße das kurzen Prozess für die Gülle. Ich bin Berg­bauernfreund, unverbrüchlich, hab Bücher dafür geschrieben. Liebeserklärungen, dass mir einmal einer meiner vielen Brüder rüde widersprach: Was ich denn hätte, mit diesen Bergbauern? „Die Bergbauern sind Arbeiter, die einen Hof auch haben, basta!“ Das war hart. Aber: Er hat recht. Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Betreibern, die es übertreiben, wird auch schon nachgeschrien: „Hoteliers, die einen Hof auch haben (halt steuerfrei)!“

Bürgerbeteiligungsprozess, Herr Steger, hieße demokratischer Bergbauerntod.

von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff

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