In den Dörfern und Tälern tun sich die Grünen seit jeher schwer. Doch jetzt kommt Bewegung rein.
Außensicht
Konklave: Gott wählt geheim
Das Konklave beginnt. Die Türen der Sixtinischen Kapelle schließen sich, die Kameras werden ausgesperrt, die Welt hält den Atem an. Und was passiert dann? Nichts Sichtbares. Nichts Hörbares. Kein Liveticker, kein Selfie aus dem Wahlzimmer, kein Kardinal, der beim Rausgehen schnell noch einem Journalisten etwas steckt. Nur Stille. Und irgendwann: Rauch.
Es ist erstaunlich, wie spannend etwas sein kann, das man nicht sieht. Wir leben in einer Welt, in der sogar das Frühstücksmüsli von wildfremden Menschen auf Instagram gestreamt wird. Und beim Konklave? Da sitzen Männer in roten Mänteln hinter verschlossenen Türen zusammen, beten, diskutieren, wählen und niemand weiß, was genau passiert. Es bleibt ein Geheimnis und genau das macht es so faszinierend – so spannend wie ein Thriller, nur eben mit Weihrauch und Latein statt mit Verfolgungsjagd und Schüssen.
Und dennoch: So erhaben der Moment des weißen Rauchs auch wirkt – er ist kein reiner Akt der Spiritualität. Im Konklave geht es nicht nur um Gebet und göttliche Eingebung, auch wenn uns das gerne weisgemacht wird. Es geht – ganz irdisch – um Macht. Um Strömungen innerhalb der Kirche. Um konservativ oder progressiv, um Nähe zur Politik, zu bestimmten Ländern, zu alten und neuen Netzwerken. Hinter den Türen des Konklaves wird getuschelt, verhandelt, taktiert – nicht unähnlich dem, was sich im Vorfeld einer Bürgermeisterwahl in einem Südtiroler Dorf so alles abspielt. Nur halt ohne Wahlplakate am Apfelbaum.
Vielleicht ist das der wahre Grund, warum uns das Konklave so fesselt: weil es zwischen Himmel und Erde schwebt. Zwischen Hoffnung und Kalkül. Zwischen Glauben und Institution. Und weil wir – trotz aller Skandale und Skepsis – doch insgeheim hoffen, dass da einer rauskommt, der nicht nur ein Kreuz um den Hals trägt, sondern auch den Mut hat, mal ordentlich durchzulüften. Mit einem frischen Blick. Der den Finger in die Wunden der katholischen Kirche legt. Und der nicht länger die Schatten heiligt, sondern das Licht sucht – auch dort, wo es weh tut.
von Karin Köhl | Nachrichtenredakteurin und Journalistin
Weitere Artikel
-
-
Peterlinis Botschaft
Reiche werden immer reicher, „normale“ Leute und Familien immer ärmer. Warum das so ist. Und was passieren muss, damit sich das ändert.
-
Revolte im Keller
Ausstellung – Hofburg: (doc) Der leidende Gesichtsausdruck der Skulptur von Michael Gaismair – geschaffen von Othmar Winkler – ...
Leserkommentare
Kommentieren
Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.