Außensicht

Knoll gegen Kompatscher: Kampfzone Süd

Zeiten des Wahlkampfs sind trostlose Zeiten, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Sie bieten keinen Trost, höchstens vielleicht diesen: Irgendwann, wenn alle Vorstellvideos im Dorfcafé abgedreht und alle Auftritte mit dem greisen Luis absolviert sind, finden sie ein Ende. Außer natürlich, sie tun es nicht: In diesen Tagen begann am Bozner Landesgericht ein Verfahren rund um eine Wahl, die seit sieben Jahren geschlagen ist und trotzdem immer wieder aufersteht. 2018, der Zombie, will einfach nicht sterben.

Arno Kompatscher hatte Strafanzeige wegen Verleumdung gestellt, gegen die Südtiroler Freiheit und die Dolomiten, weil beide ihn im Nachgang der Landtagswahl quasi als Kriminellen bezeichneten, Sven Knoll sogar explizit: Ob er dem Landeshauptmann vorwerfe, korrupt zu sein, wurde er 2022 gefragt. Knoll: „Ja.“ Ob er die Sache dann auch anzeigen wolle? „Nein, das ist Sache der Justiz.“ Ahja.

Die Prognose stimmte nur halb. Statt dem Landeshauptmann wurden Knolls Anwürfe „Sache der Justiz“ – und beide Seiten machen seitdem Vorschläge, wie man die Kämpfe begraben könnte. Mit einer „Entschuldigung“, sagt Kompatscher. Mit einer „öffentlichen Diskussion“, sagt Knoll. Ich sage: warum nicht mit Friedensverhandlungen?

Vielleicht könnten sich Unterhändler der Parteien treffen, um einen Waffenstillstand auszuloten: keine Tiktoks gegen Zivilisten, keine ballistischen Pressemitteilungen für 30 Tage. Dann der Gipfel auf neutralem Boden (Brenner), in dem man sich auf ein Kompatscher-DeKnolleri-Abkommen einigt: Der Landeshauptmann verpflichtet sich, „Süd-Tirol“ künftig mit einer drei Sekunden langen Atempause auszusprechen, und begleitet „Frei.Wild“ zum Eurovision Song Contest. Knoll zieht sich im Gegenzug aus besetzten Kommentarspalten zurück und spendet an eine gemeinnützige Organisation namens „Team Arno“. Wäre der faulste Frieden nicht besser als der schönste Krieg? Kann es Liebe geben in Zeiten der Knoll-Ära? Noch zweifle ich.

Frieden ist schwierig, solange die „Freiheit“ jeden Kampf als Freiheitskampf verkauft. Und noch schwieriger, solange eine Partei ihre ganze Kraft daraus zieht, dass der Kampf niemals endet.

von Anton Rainer | Stellvertretender Leiter des Ressorts Kultur beim Spiegel in Hamburg

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