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Außensicht
Bozner Stadtbild: Zank um die Bank
In Dornbirn hat ein Bürgermeister (ein neu gewählter, wohlgemerkt) zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen: Er hat Holzkeile von Parkbänken abgeschraubt – eigenhändig. Mit Werkzeug. Und Haltung. Er fand das menschenfeindlich und ausgrenzend. Recht hat er. Wer sich auskennt, weiß: Diese Holzkeile verhindern in erster Linie das Liegen und treffen damit vor allem Obdachlose, für die die Bank oft das Letzte ist, was noch bleibt. Sie behindern das Leben, zumindest jenes, das sich nicht zwischen Designerjacken und Drei-Gänge-Menüs abspielt.
In Bozen geht man subtiler vor. Da wird nicht geschraubt, da wird geschrieben – etwa in die neue Stadtpolizeiordnung. Plötzlich steht da ein Liegeverbot auf Parkbänken. Der Satz sei „reingerutscht“, heißt es von der Stadtregierung. Man hat den scheidenden Bürgermeister fast vor Augen, wie er mit den Schultern zuckt und brottelt: „Beh, allora tocca al prossimo...“
Offiziell geht’s natürlich um Ordnung. Inoffiziell darum, dass man Menschen lieber nicht sieht, wenn sie nicht ins Stadtbild passen. Liegen ist gefährlich. Es könnte ja nach Bedürftigkeit aussehen. Nach Müdesein oder Schlafen. Und wer schläft, stört. Und wer stört, muss weg. Manche Städte bauen deshalb gleich Bänke mit vier Armlehnen, schön gleichmäßig verteilt – angeblich für ältere Menschen, damit sie sich beim Aufstehen abstützen können. Wer’s glaubt, liegt daneben – oder darf eben gar nicht liegen.
Die Parkbänke hatten es in Bozen schon öfter schwer. In der Corona-Hochphase war das Sitzen darauf verboten. Dann wieder erlaubt. Aber essen und trinken nicht. Ich erinnere mich an einen sonnigen Sonntag, an dem ich mich auf so eine Bank setzte – mit Kaffee und Gipfele. Fünf Minuten Dolce Vita … dann sofort die Ermahnung von der Polizei: Auf Parkbänken essen ist nicht. Also die Maske wieder hochgezogen und das Gipfele drunter schnell heimlich geschluckt.
Was kommt als Nächstes in Bozen? Ein Gesetz gegen das Stehenbleiben? Wer länger als 30 Sekunden verweilt, wird verwiesen. Und wer nichts konsumiert, fällt raus. Bozen ist schließlich keine Stadt zum Verweilen. Bozen ist eine Destination. Für Gäste mit Tagesbudget und Einheimische mit Parkticket.
von Karin Köhl | Nachrichtenredakteurin und Journalistin
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