Eltern, die ihre Kinder vor der Geburt verlieren. Eine Fotografin, die solche Momente festhält. Über Trauer, Hoffnung und Erinnerungen nach dem Tod. Text: Liam Fiechter und Lena Unterpertinger | Fotos: Liam Fiechter
Außensicht
Gemeindewahlen: Partie abgesagt
Nie wird mehr gelogen als vor Wahlen und nach der Jagd. Die alte Volksweisheit gilt weiterhin, muss jedoch ergänzt werden um die Einsicht, dass politische Wahlen immer auch selber eine Jagd sind. Der Spruch wird damit nicht unwahrer. Die Gemeindewahlen sind geschlagen, und alle haben gewonnen. Die SVP sowieso, und als Einzige vielleicht tatsächlich. Aber darüber später.
Die Grünen haben flugs depeschiert, sie hätten ihre „Präsenz im Land verstärkt“. Verstärkt? Wollen wir pietätvoll schweigen. Die Südtiroler Freiheit triumphiert: „Wir sind die Nummer 1.“ Gemeint: der Opposition, also eines Gerüchts. Das Team K: so lala. Die Freiheitlichen tun, als gebe es sie noch, und zum Zwecke räumen sie eine „leichte Delle“ ein. Die Nazis sagten einst: „Die Front wurde erfolgreich zurückgenommen.“
Und damit zur SVP. Sie hat die sprichwörtlichen „sieben Leben einer Katze“. Gelegentlich schwächelt sie halt. Ihr Erfolgsgeheimnis ist, dass es die verlässlich zerstrittene Opposition dann auch tut. Schamloser noch: Hat die Alte einmal einen Schnupfen, befällt die Jungen gleich die Grippe. Doch das Glück wird dem Sieger allmählich zum Problem. Der Obmann hat das sogar kapiert. In unvermuteter Offenheit hat er in einer TV-Diskussionsrunde nach den Gemeindewahlen die Sorge ausgesprochen, seiner Volkspartei könne irgendwann die Opposition abhandenkommen.
Nicht dass der Steger es der Foppa, dem Knoll oder dem Kölle gut meinen würde. Er sorgt sich um eine SVP ohne Opposition. Sie wäre dann das, was sich von Wahl zu Wahl immer dramatischer abzeichnet: die Siegerin von Wahlen, die keine Wahlen mehr sind. Wahlrecht und Geschäftsordnung haben den Gemeinderat sträflich abgewertet. Die Folge ist Frust bei den Gewählten. Immer weniger geben sich zu kandidieren her, immer weniger gehen wählen.
Die SVP, als Monopolist der Macht dieser Dynamik des Demokratieverfalls weniger ausgesetzt, findet sich irgendwann wieder als ein FC Südtirol, gegen den kein Gegner mehr antritt. Partie abgesagt.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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