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Außensicht
Inklusion: Immer eiern
Aus ff 25 vom Donnerstag, den 19. Juni 2025
Eigentlich wollte ich einen locker-flockigen Text über die Sommerferien schreiben (zwölf Wochen am Stück, was für ein Wahnsinn!), da kam mir Anna Scarafoni in die Quere, und aus war’s mit der Lockerheit.
Das Team K hatte gefordert, dass ein Platz im Landesbeirat der Eltern, Schülerinnen und Schüler fix mit einem Menschen mit Beeinträchtigung besetzt werden soll, die Fratelli-Landtagsabgeordnete hatte abgelehnt und im Zuge der Debatte darüber folgenden Sager vom Stapel gelassen: „Molti genitori di ragazzi disabili credono di avere piu’ diritti degli altri.“ Bitte was? Das saß. Was für ein Affront für Eltern beeinträchtigter Kinder!
Ich freue mich für Frau Scarafoni, dass sie in dieser Angelegenheit anscheinend nie auf die Barrikaden steigen musste, und ich wundere mich, mit welchen Eltern beeinträchtigter Kinder sie Bekanntschaft gemacht hat, denn: Die Realität sieht meiner Erfahrung nach anders aus.
Wir Eltern müssen uns andauernd dafür einsetzen, ja regelrecht „eiern“ (entschuldigen Sie den Ausdruck, aber er trifft es am besten), damit unsere Kinder nicht etwa Privilegien erhalten, sondern damit ihnen einfach nur zuteil wird, was ihnen zusteht. Eiern, damit sie am Schulausflug teilnehmen können, eiern, damit sie die benötigten Betreuungsstunden bekommen, eiern, damit das mit der Sommerbetreuung klappt (ein leidiges Thema für sich).
Eiern wir Eltern gerne? Nein, wir eiern eh nur, wenn unbedingt nötig, weil unsere Kraft begrenzt ist und wir sonst aus dem Eiern gar nicht mehr herauskommen würden. Aber wenn wir es nicht tun würden? Dann würde es keiner machen, und wir sind nun einmal die einzigen Fürsprecher unserer Kinder. Dass man sich nun offenbar dafür schlecht fühlen soll, die gleichen Rechte einzufordern, nicht mehr und nicht weniger, verwundert doch sehr.
Keinem Bauern- oder Hoteliersverband wirft man vor, die Interessen seiner Klientel zu vertreten, die Eltern beeinträchtigter Kinder aber sollten demütig schweigen und am besten unsichtbar sein (oder bestenfalls unterwürfig bittstellen, wie es leider einige Vereine tun). Dabei sind Rechte eine Ermächtigung und kein mildtätig gewährter Gnadenakt.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin und ehemalige ff-Redakteurin
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