Warum hat die Stadtregierung die Haltestellen vom Bahnhof weg verlegt?
Außensicht
Regenbogenfahne: Glitzer statt Groll
Aus ff 26 vom Donnerstag, den 26. Juni 2025
Rot wie die Wut mancher Südtiroler, wenn etwas nicht so bleibt, wie es immer war.
Orange wie der Warnblinker der Lokalpolitik, wenn sie merkt, dass ihr die Argumente ausgehen – und der Mut sowieso.
Gelb wie die Sonne, die ausgerechnet dann lacht, wenn sich manche wünschen, es würde regnen und alle müssten nach Hause gehen.
Grün wie der Neid, weil andere tanzen, lieben, leben – ganz ohne Scham oder a Glasl Weißen.
Blau wie das Gesicht eines Politikers, der „non-binär“ erklären will, ohne zu stottern.
Violett wie der Lippenstift einer Dragqueen, die mehr Haltung hat als so mancher Vorzeigebürger.
Sechs Farben. Eine Regenbogenfahne. Und ein Aufschrei, als würde jemand den neuen Landesadler gegen eine Discokugel mit falschen Wimpern tauschen wollen. Aber was genau tut denn eigentlich so weh? Dass da Menschen fröhlich, laut und bunt durch die Stadt ziehen? Dass da jemand sagt: Ich bin anders und ich bin da?
Ich erinnere mich noch an Rom – mein erstes Mal Pride. Ich wollte nur ein Eis essen. Dann kamen Konfetti, ein Transmensch in Goldhotpants und eine Oma mit Regenbogenschirm. Ich bin geblieben. Und hab gemerkt, wie gut es tut, wenn Menschen sie selbst sein dürfen. Was mich beeindruckt hat: die Stimmung. Da ist Wut, ja – weil es viel Grund dafür gibt. Aber auch so viel Freude, so viel Lebenslust.
Dass der Regenbogen 2025 immer noch für Schlechtwetter sorgt, ist erstaunlich. Vor allem, weil das Problem offenbar nicht die Farben sind – sondern wer sie trägt. Und das alles in einer Zeit, in der man sonst kaum noch jemanden für etwas begeistern kann. Vielleicht ist genau das das Problem: dass sich etwas bewegt – und die, die sich nie bewegen wollen, plötzlich ins Wanken kommen.
Ob ich dieses Jahr zufällig in die Parade stolpere? Kann sein. Vielleicht bleib ich dann stehen, vielleicht gehe ich weiter. Vielleicht winke ich, vielleicht auch nicht. Aber sicherheitshalber nehm ich ein bisschen Glitzer mit.
von Karin Köhl | Nachrichtenredakteurin und Journalistin
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