Wer ist Opposition? Wer Regierung? Einfache Fragen, aber in den Bezirksgemeinschaften zeigt sich, dass es keine eindeutige Antwort gibt.
Außensicht
Olympischer Speck: Dabei sein ist alles
Im Umgang mit Schweinefleisch sind wir Südtiroler ja streng wie Schiedsrichter. Essen darf man den Speck schon, aber man muss Spielregeln befolgen, ihn hauchdünn schneiden, gegen die Faser und unbedingt ein Drittel Weißes dranlassen. Gnade dem, der würfelt, ohne zu knödeln, der wird für drei Marenden gesperrt. Doch das ist das Heimspiel, im Internet gerät der Speck zur kulinarischen Verfügungsmasse – und die Rezepte werden täglich wilder. Was halten Sie zum Beispiel von „Kartoffel-Cappuccino mit Speck“? Oder „Frittiertem Cola-Schoko-Speck-Riegel“?
Hier kommt zusammen, was nie zusammengehörte, das Gepökelte und Gefürchtete. Und damit schalten wir zu den Olympischen Spielen in Mailand und Cortina, von denen es in der vergangenen Woche eine großartige Kollaboration zu verkünden gab. Weil unser Land so gut verhandelt habe, hieß es, „dürfen“ dort auch Speck und Äpfel, Milch und Schüttelbrot angeboten werden – und das trotz eines Exklusivvertrags mit Coca-Cola.
All das für eine läppische Millionensumme (zusätzlich zu den bisherigen Millionensummen), von deren genauer Höhe wir nichts erfahren, nur dass sie „3,6-mal wirksamer ist als jenes anderer Sport-Sponsorings“. Eine Zahl, so präzise, dass man nie auf die Idee käme, ihr zu misstrauen.
Aber unsere Werbefachleute wissen bestimmt, was sie tun. „Südtirols Qualitätsprodukte werden jetzt olympisch“, schreibt die IDM, die auch „Südtirol-Gadgets“ verteilen will, und meint: dabei sein ist alles, auch beim eigentlichen Milliardenspiel des IOC. Und was könnte es Wertigeres geben, als neben zuckrigen Softdrinks einen Stockerlplatz einzunehmen? Den Vergleich muss man nicht scheuen: Schon jetzt steckt in Südtiroler Speck ähnlich viel Südtirol wie in Coca-Cola Kokain. Und auch aus der Gesundheitsecke ist wenig Kritik zu erwarten, unsere Sponsor-Vorgänger waren immerhin McDonald’s – 41 lange Jahre lang.
Die Zukunft ist fett, hauchdünn geschnitten und hat nur einen Makel: Wer zu lange neben Cola steht, wird irgendwann mit ihr verkocht.
von Anton Rainer | Stellvertretender Leiter des Ressorts Kultur beim Spiegel in Hamburg
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