es ist paradox: Eigentlich sind wir uns alle schon lange einig: Wir wollen mehr öffentlich durchs Land fahren. Weniger Auto, mehr Bus und ...
Außensicht
Sprachrichter Unterstöger : „Aus Gottes eigenem Land“
Aus ff 28 vom Donnerstag, den 10. Juli 2025
Dies hier ist zwar eine seriöse Kolumne, aber gelegentlich darf ich persönlich werden. Kürzlich ist Hermann Unterstöger gestorben, einer der ganz großen Journalisten der Süddeutschen Zeitung (SZ). Er schrieb über 3.000 „Streiflichter“, und nach der Pensionierung hat er einmal die Woche ein „Sprachlabor“ betreut. Darin antwortete er Leserinnen und Lesern, die in der Zeitung vermeintliche und wirkliche Sprachfehler entdeckt haben wollen.
Unterstögers Antworten darauf, natürlich immer unwiderlegbar, waren stets in elegantestem Deutsch geschrieben und gewürzt mit intelligentem Witz. Um zu sagen: Dieser Bayer (Unterstöger!) war die letzte Instanz in Fragen der geschriebenen Sprache. Vergleichbar mit der Frau Christa Unterlechner für die ff meiner Zeiten.
Warum ich das hier bringe? Weil auch ich mich in einen Sprachstreit mit dem Großmeister eingelassen habe. Auf Nachfrage in der SZ-Redaktion weiß ich jetzt, es sei einer der letzten gewesen, die Unterstöger ausgefochten – und nicht eindeutig gewonnen hatte. Es war Anfang Mai, schon Heuzeit, und im SZ-Sprachlabor wurde über den Ausdruck „Heu mähen“ gerechtet. Ein Leser fand: falsch. Man könne nur Gras mähen. Erst gemähtes und dann gedörrtes Gras sei Heu. Richter Unterstöger, im Zweifelsfall für den Kläger, gab diesem recht.
Ich wollte da der Gescheitere sein. „Heu mähen“ gebe es sehr wohl. Und Heu steht unter diesem Namen auch grasgrün auf der Wiese, schon bevor es gemäht wird. Es ist der erste Schnitt, drauf folgt das Grummet und vielleicht noch der Pofel. Als Altöttinger, also Urbayer, müsse er das wissen.
Es dauerte exakt eine Stunde und fünf Minuten und Unterstögers Antwort war da: Ganz recht geben wollte er mir nicht. Bei ihm daheim habe man früher weder „Gras mähen“ noch „Heu mähen“ gesagt, sondern ausschließlich „Heu machen“. Aus diesem Grund, schrieb der Sprachrichter weiter, „habe ich mich auf die Seite des ‚Krittlers‘ geschlagen, zu meinem Vorteil übrigens, da ich dafür Post aus Südtirol, Gottes eigenem Land, bekommen habe“.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
Weitere Artikel
-
-
Großes Finale
Südtirol Jazzfestival: (ml) Das Südtirol Jazzfestival 2025 ist Geschichte. Am vergangenen Wochenende wurde – wie üblich – an ...
-
Grobe Gefühle
Freilichtspiele Lana: (ak) Nach allerlei leichter Kost tischen die Freilichtspiele Lana heuer ein Kapitel der Südtiroler Geschichte ...
Leserkommentare
Kommentieren
Sie müssen sich anmelden um zu kommentieren.