Außensicht

Sprache und Floskeln: Heunte wie heunte

Aus ff 30 vom Donnerstag, den 24. Juli 2025

Erfahrung lehrt mich, es ist gescheiter, an heißen Tagen nicht zu heiße Themen aufzugreifen. Man verheizt sie dann nur. Es reicht, berühmten Mitmenschen aufs Maul zu schauen und zu erzählen, wie sie reden. Sie reden immer geschwollener. Nehmen wir die Ulli Mair. War doch einmal eine Politikerin von klarer Aussprache. Zwar oppositionell, aber verstanden haben sie alle. Jetzt verwaltet sie die Wohnungsnot, ein durch und durch bürgernahes Problem, und was verspricht sie uns dagegen? Ich sag es: einen „Paradigmenwechsel“. Die Ulli Schnauze von dazumal und dieses Soziologendeutsch von jetzt. Wie das bissl Macht den Mensch verderben kann!
Ich rede nicht von den Treibhauswörtern „partizipativ“ und „inklusiv“, die inzwischen jede Begrüßungsansprache ruinieren dürfen. Werden von alleine vergehen, so inflationär, wie sie benutzt werden. Bauernbundobmänner, von ihrem Selbstverständnis scholleverhaftet, auch sprachlich, hatten früher keine Scheu, von Kleinbauern zu sprechen. Doch Fortschritt auch hier: Der Neue, Daniel Gasser, spricht nur noch von „kleinstrukturierten Betrieben“. Kein Satz mehr von dem Felthurner ohne seinen kleinstrukturierten Senf dazu.
Der 30ste Jahrestag für den toten Alexander Langer von neulich hat uns den Begriff „Hoffnungsträger“ verleidet. Das Wort ist gut gemeint, aber wegen seines Missbrauchs sollten anständige Menschen es meiden, für ein Weilchen zumindest. Für „Luft nach oben“, „am Ende des Tages“ und „auf dem Schirm haben“ oder „sortieren“ gilt Gleiches. Halbwegs sprachbewussten Leuten sind solche Floskeln zu abgegriffen.
Dass die Werbefuzzis von SMG und NOI nur noch Denglisch speachen, ist lächerlich. Dass sie es tun, um damit die Zweisprachigkeit Deutsch-Italienisch zu umgehen, ist Hochverrat an der Südtirol-Autonomie. Nachgeäfft wurde immer schon. Silvius Magnago selig verwendete gern den Italianismus „heute wie heute“. Ein Josef Jud selig, Zeitgenosse und Bürgermeister von Olang, machte daraus, genauso gern, sein „heunte wie heunte“. 

von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff

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