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Außensicht
Erinnerungen ohne Speicherplatz: Handyverbot
Aus ff 34 vom Donnerstag, den 21. August 2025
Es gibt Feste, die tragen schon im Vorfeld ein leises Versprechen in sich. Man spürt: Das wird etwas Besonderes. So war es bei dieser Hochzeit – nicht wegen des Menüs oder der Blumendeko, sondern wegen eines Satzes in der Einladung: „Bitte keine Handys. Keine Fotos. Keine Postings. Das ist unser Tag, und wir wollen ihn mit euch teilen – nicht mit euren Bildschirmen.“
Die Braut wollte, dass man sie anschaut, wenn sie eintritt, nicht durch Glas, sondern mit eigenen Augen. Dass niemand schon in dem Moment, in dem sie die Hand ihres künftigen Mannes ergreift, das erste Bild verschickt.
Und man merkte sofort, was dieser kleine Verzicht bewirkt. Die Gäste wirkten … anders. Offener, wacher, präsenter. Gespräche flossen ohne das übliche „Warte kurz, ich muss nur schnell …“ Lachen füllte den Raum, ohne dass es sofort digital konserviert werden musste. Rauch waberte rund um die Hochzeitstorte und ausnahmsweise zückte keiner die Kamera, sondern alle die Gabel.
Und dann der Moment, als der Bräutigam für seine Braut gesungen hat. Eine ganze Gesellschaft, die einfach nur zuhörte, fast schon eine Rarität. Köpfe neigten sich, Blicke wurden weich, und niemand war damit beschäftigt, ein Video aufzunehmen, das er später doch nie mehr ansehen würde.
Es war ein Abend ohne Blaulicht auf Gesichtern. Ohne Daumen, die nervös über Displays huschen. Dafür mit offenen Augen und offenen Ohren. Und eigentlich dachte ich mir: Genau so sollte es öfter sein. Nicht nur bei Hochzeiten. Auch bei Konzerten, bei Geburtstagen, beim Kaffeetrinken mit Freunden. Selbst beim Warten auf den Bus wäre es schön, wenn Menschen mal den Kopf heben – statt im viereckigen Kasten zu verschwinden.
Am Ende dieses Hochzeitsabends jedenfalls hatte ich keine Bilder auf dem Handy – nur im Kopf. Und mal ehrlich: Wer will schon Fotos, wenn man Erinnerungen haben kann?
von Karin Köhl | Nachrichtenredakteurin und Journalistin
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