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Außensicht
OverTourismus: Die Seceda-Flüchtlinge
Aus ff 34 vom Donnerstag, den 21. August 2025
Neulich haben die Zeitungen – Hochsommer ist, Nachrichtennotstand! – geschlagzeilt: Waidbruck ist in seinem Bezirk (Eisacktal-Gröden) die einzige Gemeinde mit einem positiven Bevölkerungssaldo. Sie ist letztes Jahr von 219 auf 249 Einwohner gewachsen. In Prozenten stärker als jede andere Gemeinde. Dieses untouristischste Nest am Eisack ist damit Südtirols demografischer Hotspot. Ich erkläre mir die Außerordentlichkeit mit „Seceda-Flüchtlingen“. Können doch nur Grödner sein, denen der Overtourismus derart aufs Gemüt oder den Geldbeutel schlägt, dass sie ihr schönes Tal verlassen und im schlichteren, dafür halt leistbaren Waidbruck ein Überleben suchen. Das Dorf der Trostburg wird zur Fluchtburg.
Mir gehen die Bilder von der erstürmten Seceda nicht mehr aus dem Kopf. Ich mein nicht die vielen Menschen dort oben. Die Kante wird’s heben. Und die Wiesen, die zertrampelten? Wächst alles nach. Und außerdem: Hoteliers und Liftbetreiber werden die Bauern ausreichend entschädigen. Ich kenn das von mir daheim: Die Äcker im Umkreis der Kronplatz-Bahnen bringen den Bauern als Parkplatz im Winter mehr als der Silomais im Sommer.
Wer Südtirol zahlt, muss Südtirol bekommen, wär noch schöner. Und es darf auch nicht so teuer werden, dass nur noch Reiche es sich leisten können. Sollen wir nach Rom fahren dürfen und für St. Peter Eintritt zahlen müssen? Weil er überlaufen ist? Südtirol ist zu voll, klar. So wie 100 Dome und Plätze zu voll sind. Und der Vorschlag vom „Besser-Verteilen“ ist Geschwätz.
Chinesen und Arabern ist nicht weiszumachen, Pontives sei schöner als die Seceda. Sie besuchen genau die Orte, die sie von unseren Werbefuzzis seit Jahren angedient bekommen. Sie können doch nicht heimfahren und sich dort fragen lassen: Was, du warst nicht oben? Aber hallo!
Nein, wir werden das Seceda-Gucken nicht „in den Griff kriegen“. Das Objekt der Begierde hat ohnehin schon gewechselt. Nicht mehr die Landschaft ist es. Es ist die Masse der Berufsfotografen, die die Masse der selfizierenden, instagramierenden, tiktokenden Seceda-Touristen fotografierend multiplizieren.
von Florian Kronbichler | Journalist, ehemaliger Chefredakteur der ff
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