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Außensicht
Klimakrise: Pflanz mi!
Aus ff 41 vom Donnerstag, den 09. Oktober 2025
Medienwirksam ist es schon, wie unsere Politikerinnen und Politiker im Zuge der Baumpflanz-Challenge die Schaufel schwingen: Pflanze einen Baum, poste ein Video davon in den sozialen Medien und nominiere zwei Personen, die es dir gleichtun sollen – ansonsten sind sie eine Marende schuldig.
Arno Kompatscher hat es getan (passend zum Herbst mit belegter Stimme), Rosmarie Pamer (nomen est omen) hat mit dem ihr eigenen Elan ein Loch gegraben, Arnold Schuler hat sich, ganz Realist in Bezug auf die Erderwärmung, für einen Avocado-Baum entschieden, und sogar der ansonsten eher Behäbigkeit versprühende Luis Walcher hat sich der Herausforderung gestellt und einen Zwetschgenbaum gepflanzt. Eine schöne Geste, und doch hagelte es in den sozialen Medien Kritik: Pure Selbstinszenierung sei das, Wichtigtuerei, was bringe das schon, so ein Baaml, angesichts der klimatischen Katastrophe, die auf uns zukommt.
Halt, ihr Nörgler, muss ich da sagen: Wenn schon Social-
Media-Posts, dann ist mir ein schaufelnder Landeshauptmann weitaus lieber als die üblichen krakeelenden Populisten mit ihren Empör-Clips. Im ersten Fall gibt’s zumindest mehr Sauerstoff, im zweiten nur heiße Luft. Und wer benötigt eine Imagekampagne mehr als Bäume? Als die Direktorin der Bozner Stadtgärtnerei im Sommer auf Rai Südtirol berichtete, auf welche Widerstände sie vonseiten der Bevölkerung beim Pflanzen von Bäumen stoße („Nimmt Platz! Nimmt Licht! Macht Dreck!“), wurde klar, wie wenig wir verstanden haben, wie sehr wir Bäume im Zuge der Erderwärmung als Schattenspender und CO2-Speicher brauchen werden.
Davon zeugen auch die vielen aalglatten, zubetonierten und zugepflasterten baumlosen Dorf- und sonstigen Plätze in Südtirol: Anstatt Oasen für die heißen Sommer zu schaffen, und das sofort (so ein Baum wächst ja nicht über Nacht), üben sich die Entscheider in Untätigkeit. Daher: Treibt die Challenge noch ein Stück weiter, liebe Abgeordnete, und grabt mal vor der Haustür ordentlich um: Spitzhacke in die Hand und den Magnago-Platz begrünen. Der nächste Sommer kommt bestimmt.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin
und ehemalige ff-Redakteurin
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