Die Diplomarbeit, mit der Manfred Schullian Mitte der 1980er-Jahre sein Jusstudium beendete, trägt einen nüchternen Titel: „Problemi strutturali del sistema sanitario nazionale e provinciale“. Das Kinderbuch, das er gemeinsam mit Christoph Senoner 2006 geschrieben hat, hat einen witzigeren Titel: „Balduin der Kofferfisch“. Ein Anwalt, der ein Kinderbuch schreibt? Ein ehemaliger Bürgerlistler (Kaktus, Kaltern), der seit zwölf Jahren für die SVP in der Abgeordnetenkammer sitzt? Ein Politiker, der
Außensicht
Hundesteuer: Was für ein Gack!
Nun ist sie also vom Tisch, die Hundesteuer: 100 Euro wollte Landesrat Walcher bei Hundehaltenden einkassieren, weil immer mehr (hündische) Hinterlassenschaften Gehwege und Parks verunreinigen. Der Fratell’sche Koalitionspartner aber jaulte empört auf, das sei nicht zu stemmen; außerdem mische man sich damit in die Gefühlswelt der Menschen ein. Okay, aber Hundebesitzer, die den Dreck von ihrem Wuffi nicht wegmachen, mischen sich auch in meine Gefühlswelt ein, indem sie mich erzürnen.
Es ist eine Minderheit, die sich nicht drum schert, dass sie die Gesamtheit der Wuffis und deren Liebhaber in Verruf bringt: Wie kommt man ihr bei? Zurück zur DNA-Probe, meint Walcher: Hunde registrieren, Gackerl analysieren, Strafen ausstellen. Abgesehen vom enormen Aufwand der Registrierung: Wer übernimmt die Beschlagnahmung des corpus defäkti? Wer bringt’s ins Labor? Carabinieri? Schützen? Eine eigene Gackerlpatrouille?
Hier auf Freiwillige zu setzen und darauf zu hoffen, dass sich Rentner finden, die Häufchen einsammeln oder gar hinter Bäumen lauern, um Verweigerer auf dampfender Tat zu ertappen, ist müßig, wenn man bedenkt, dass sich ganze zwei Personen für die Ausübung der Nachbarschaftskontrolle in Meran gemeldet haben.
Erziehung, meint fratella Anna Scarafoni: Wenn es die Eltern schon nicht hinkriegen, dann soll (wieder einmal) die Schule einspringen und Gassigehern beibringen, dass man die Kacka seines Hundes gefälligst zu entsorgen hat. Klingt vernünftig, allerdings habe ich den Verdacht, dass die meisten Missetäter der Schulbank längst entwachsen sind.
Bleibt also noch der harte Weg: Beschämung. Es wird uns, um der Unversehrtheit unserer Schuhsohlen, Fußböden und Autoinnenräume willen, nicht erspart bleiben, selbst zu Disziplinatoren zu werden und Liegenlasser derart zu apostrophieren, als hätten sie eben selbst vor unseren Augen defäkiert: Sind Sie verrückt, machen Sie das weg! Weil so viel Unterschied macht es ja eigentlich nicht. Respektlos ist das eine wie das andere.
von Alexandra Kienzl | Kolumnistin, Englisch-Lehrerin
und ehemalige ff-Redakteurin
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