Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 33 vom Donnerstag, den 17. August 2017

 Markus Larcher und Engelbert Pohl
Bei den Bienen: Markus Larcher im Gespräch mit Engelbert Pohl, dem Obmann des Südtiroler Imkerbundes, hoch über Kastelbell: „Ohne uns überleben die Bienen nicht.“ © Alexander Alber
 

Federico Fellini meinte einmal: „Niemand darf seine Wurzeln vergessen. Sie sind Ursprung unseres Lebens.“ Wir haben uns die Worte des italienischen Filmemachers für diese Ausgabe inmitten der Ferragosto-Woche einmal ganz besonders zu Herzen genommen und uns und unser Verhältnis zu unserer Heimat genauer unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist ein Heft, in dem sich also alles um das eine dreht: die Heimat.
Seit geraumer Zeit bereits lässt sich beobachten, wie sich Heimat vom Mauerblümchen-Dasein zum neuen Trend mausert. Das ist nicht immer nur schön und heimelig, das ist oft auch eine Entwicklung mit Schattenseiten. Georg Mair hat darüber mit dem Erziehungswissenschaftler Hans Karl Peterlini gesprochen (ab Seite 24). Er hat sich aber auch die Musik der Südtiroler Rockband „Frei.Wild“ zu Gemüte geführt, um es sanft auszudrücken. „Glühender Südtirol-Patriotismus“, so Mair, „gehört zum Erfolgscode der Band.“ (Seite 22). Georg Mair hält sich, wenn es um sein persönliches Heimatempfinden geht, weniger an „Frei.Wild“. Heimat, sagt er, ist „das Salamibrot bei meiner Großmutter. Die Bücher, schon seit der Kindheit. Die Zeitung am Sonntag in der Früh. Blindwatten mit meinen Eltern. Diskussionen, bei denen niemand etwas übel nimmt. Meine Laufschuhe, die mich in der Früh hinaustragen“.

Markus Larcher hält es hingegen ähnlich wie Fellini, er sagt: „Heimat ist da, wo meine Wurzeln liegen.“ Um Wurzeln im weitesten Sinne geht es auch in einer seiner Geschichten: Das Bienensterben in Südtirol. Die Gründe sind vielfältig: die Zerstörung des natürlichen Lebensraumes, Monokulturen, Pestizide. Die Folgen sind verheerend, weil: Ein Drittel von allem, was wir essen, gäbe es nicht, hätten wir die Bienen nicht (ab Seite 36).

Anton Rainer denkt nicht unmittelbar an die Bienen beim Begriff Heimat. Dafür aber an „das Grillenzirpen, das immer dann besonders laut war, wenn der Heuschnupfen in der Nase juckte“. Ansonsten ist Heimat für ihn „mehr als der Hashtag #homeiswherethemountainsare. Nostalgie, je weiter man von ihr entfernt ist, und ein Gefängnis, je länger man drin ist“. Für diese Ausgabe hat er sich unter anderem mit Südtirolern beschäftigt, die mehr als nur eine Staatsbürgerschaft haben. Er hat sie gefragt: Bringt der Doppelpass Vorteile? Leben sie mit getrennten Identitäten? Welches Land weckt in ihnen die wahren Heimatgefühle (Seite 54)?

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!

weitere Bilder

  • Alexandra Aschbacher und Erminia Ranzi En­drizzi

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