Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 17 vom Donnerstag, den 26. April 2018

Karl Hinterwaldner und Karl Manfredi
Bozen, Hotel Laurin: Sind Sie mit der Brenner­com reich geworden, Herr Manfredi? „Reich ist ein dehnbarer Begriff. Aber ich gebe zu: Mir geht es gut.“ Karl Hinterwaldner im Gespräch mit Karl Manfredi. © Alexander Alber
 

manchmal kann eine Tablette ein Leben prägen. In den Jahren 1957 bis ungefähr 1965 wurde etwa 10.000 schwangeren Frauen in aller Welt ein angeblich harmloses Schlaf- und Beruhigungsmittel namens Contergan verschrieben. Der darin enthaltene Wirkstoff Thalidomid richtete bei den Embryos unwiderrufliche Schäden an: Die Kinder kommen mit verstümmelten Armen, Beinen oder Ohren zur Welt. Kein Pharmaskandal ist so bekannt wie der Contergan-Fall. Die Opfer sind heute zwischen Anfang 50 und 60 Jahre alt. Sie haben gelernt, mit ihren Behinderungen zu leben, sie haben jahrelang zum Beispiel mit den Füßen Arbeiten erledigt sowie mit den Zähnen Dinge getragen. Die Folge sind starke Verschleißerscheinungen der belasteten Gelenke, viele Opfer leiden unter chronischen Schmerzen. Auch in Südtirol.
Die Historikerin Martina Rabensteiner hat ihre Masterarbeit über die Folgen dieses Skandals in Österreich geschrieben, nun beschäftigt sie sich in ihrer Dissertation mit der Lage in Italien und Südtirol. Die Titelgeschichte hat Dunja Smaoui gemeinsam mit Rabensteiner geschrieben und dafür auch Betroffene in Südtirol besucht (ab Seite 30).

Eine einzige Entscheidung kann oft das weitere Leben bestimmen. Wie bei Karl „Charly“ Manfredi zum Beispiel. Der 55-Jährige hat jüngst aufhorchen lassen mit seinem Schritt, das Telekommunikationsunternehmen Brennercom zu verlassen. Insgesamt 17 Jahre lang hat er dieses aufgebaut und dessen Übergang vom Land zur Athesia begleitet. Karl Hinterwaldner hat sich mit Manfredi zu einem Vormittagskaffee getroffen – und mit ihm über seine neuen Pläne gesprochen. Was diese mit Frauenhandtaschen zu tun haben, können Sie im Interview ab Seite 23 nachlesen.

Manche Dinge macht man nur ein einziges Mal im Leben und dann nie wieder. Zum Beispiel für ein politisches Amt kandidieren. Franz Kompatscher ist da anders. Der Bürgermeister der Gemeinde Brenner hat im Laufe seines Lebens schon viele Male für ein politisches Amt kandidiert, selbst dann, wenn er wusste, chancenlos zu sein. Nun will er in den Landtag. Alexandra Aschbacher hat sich mit ihm in Gossensass getroffen. Bei einem kleinen Spaziergang durch das Dorf meint Kompatscher irgendwann: „Ich führe euch grad durch den hässlichsten Teil des Dorfes – ich bin ein schlechter Marketing-Mensch. Gossensass ist nämlich ein sehr schönes Dorf.“ (ab Seite 14) 

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!

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  • Alexandra Aschbacher und Franz Kompatscher

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