Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 24 vom Donnerstag, den 14. Juni 2018

Obdachlos
Auf der Straße: „Ich bin kein Penner, ich bin ein Clochard“, sagt Luca Libardoni zu Dunja Smaoui. Seine Wohnung ist der Platz gegenüber vom Hotel Adria, ganz nah am Busbahnhof in Bozen. © Ludwig Thalheimer
 

„über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, beschreibt der deutsche Liedermacher Reinhard Mey in seinem berühmtesten Hit die Euphorie beim Fliegen. „Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen.“ Nun, unter Freiheit versteht jeder Mensch wohl Unterschiedliches. Luca Libardoni zum Beispiel. Der Mann lebt seit 40 Jahren auf der Straße, er bereut nicht, dieses Leben zu führen. Er will sich auch nicht helfen lassen, will frei und ungebunden sein.
Dunja Smaoui und der Bozner Fotograf Ludwig Thalheimer haben für die Reportage über Luca einige Wochen auf der Straße in Bozen recherchiert. Sie haben Obdachlose, Betreuer und einen Mann getroffen, der es aus eigenem Willen aus der Obdachlosigkeit geschafft hat. Neben der Geschichte für das Magazin (ab Seite 32) ist eine Multimedia-Reportage entstanden, die das Leben auf der Straße dokumentiert – zwischen Drogen, Alkohol und Freundschaften, die die Menschen aufrechthalten. Ab diesem Donnerstag auf unserer Webseite www.ff-bz.com!
Kurt Matzler indes genießt eine völlig andere Freiheit. Der 48-Jährige lehrt Wirtschaft an der Freien Universität Bozen. Zurzeit macht der Professor aber etwas völlig anderes: Er nimmt am Race across America teil, heißt, er radelt 4.800 Kilometer quer durch die Staaten. Warum tut er sich so was an? Was ist der Reiz bei dieser Qual? All das und noch viel mehr wollte Georg Mair von Matzler wissen. Die Antworten und die ­Geschichte dazu finden Sie ab Seite 48.
Etwas schwieriger wird es mit dem Freiheitsbegriff, wenn es um Russland geht. Freiheit, Demokratie oder Menschenrechte zählen nicht ­gerade viel in Russland. Ein Stück Freiheit könnte ja vielleicht die Fußballweltmeisterschaft bringen, die an diesem Donnerstag beginnt. Was wiederum Russland so appetitlich für Südtirol macht, hat Karl Hinterwaldner recherchiert – Zwischen Wein und Wodka, ab Seite 28.
Die Freiheit zu wählen, ist etwas Wunderbares. Und nicht selbstverständlich. Politisch gesehen machen es einem die Parteien freilich nicht immer leicht. Einen Vorgeschmack auf den anstehenden Wahlkampf bietet unsere Titelgeschichte (ab ­Seite 16).
Der Refrain des Mey-Liedes endet übrigens so: „Und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre!

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