Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 08 vom Donnerstag, den 25. Februar 2021

Werth und Wöth
Die Angst vor dem Abstieg: Andrej Werth sprach für die Titelgeschichte mit Betroffenen – im Bild mit Romeo Niko Wöth: „Die Arbeit holt dich raus, sie gibt dir Würde.“ © Alexander Alber
 

was waren das für Zeiten, als die Menschen darüber sprachen, was sie zur Fastenzeit aufgeben wollen! Oft war es Fleisch oder Schokolade, der eine oder die andere machte vielleicht eine Pause von den sozialen Medien oder von Alkohol. In dieser Fastenzeit entscheiden nicht wir, auf was wir verzichten. Die Politik und die Wissenschaft entscheiden für uns. Die Einkaufszentren sind versperrt, Umarmungen und soziale Nähe – gestrichen, Familienfeste – abgesagt. Viele sind auch gezwungen, ihre Arbeit und ihr Einkommen zu opfern.

Je länger diese Pandemie dauert, desto mehr bröckelt Südtirols Wohlstandsfassade. Die Krise erreicht nun auch die Mittelschicht, viele Existenzen sind bedroht. Andrej Werth und Alexander van Gerven durchleuchten die Situation in der aktuellen Titelgeschichte. Sie haben mit unterschiedlichen Experten gesprochen, aber auch mit Betroffenen: ab Seite 16.

Was passiert, wenn man zu viel fastet, hat indes unsere Praktikantin Daniela Pöhl recherchiert: Wie die Corona-Krise auf das Essverhalten wirkt und wer besonders gefährdet ist, können Sie ab Seite 36 nachlesen.

Noch etwas in eigener Sache: Seit Oktober 2020 haben Georg Mair und Uli Reinhardt und Uschi Entenmann von der Agentur Zeitenspiegel mit Oberschülerinnen und -schülern an einer Reportage gearbeitet. In vier ein- oder zweitägigen Workshops haben fünf Zweierteams geübt, wie man eine Reportage in Bild und Text erstellt. Beim ersten Mal begegnete man sich noch persönlich – für alle im Nachhinein ein Highlight. „Wir schreiben jetzt“, sagten die Schülerinnen und Schüler am Ende, „ganz anders als in der Schule.“

Der Gabriel-Grüner-Schülerpreis richtet sich an die 4. Klassen der Oberschulen aus dem ganzen Land und ist nach dem Südtiroler Stern-Reporter Gabriel Grüner benannt, der 1999 im Kosovo von einem russischen Söldner ermordet wurde. Der Preis ist ein Projekt von ff, Agentur -Zeitenspiegel, der Pädagogischen Abteilung des Landes und des Bildungsausschusses der Gemeinde Mals.

Am 4. März tritt die Jury, darunter auch Georg Mair, zusammen, um aus den fünf Reportagen, die in diesem Jahr entstanden sind, die beste auszuwählen. Die Jury besteht aus den gleichen Leuten, die über den Hansel-Mieth-Preis entscheiden – er ist im deutschen Sprachraum einer der renommiertesten Preise für Reportagen.

Milena Tröger/Eva Theiner (Oberschulzentrum Mals), Julia Vieider/Nadin Stufflesser (sozialwissenschaftliches Gymnasium Bozen), Veronika Erlacher/Christine Unterhofer (Sprachengymnasium Bruneck), Patrizia Thaler/Julia Mitterer (Oberschulzentrum Schlanders) und Ivan Gufler/Dominik Holzer (technologische Fachoberschule Bozen) haben darüber geschrieben, wie zwei junge Bauern mit „Wanderhennen“ ein neues Einkommen finden, wie ein Mädchen mit einem Tumor im Kopf lebt, was für einen Arbeitstag die Leute haben, die Essen ausliefern, wie eine Patientin im Therapiezentrum Bad Bachgart wieder ins Leben findet oder in einem Laden in Brixen aus Altem Neues entsteht. Sie haben sich für ihr Engagement und ihre Arbeit nur Lob verdient.

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre

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