Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Aus ff 13 vom Donnerstag, den 01. April 2021

Karl Hinterwaldner im Gespräch mit Luis Walcher
Lernen, über den Tod zu sprechen: Karl Hinterwaldner im Gespräch mit Luis Walcher, Vizebürgermeister von Bozen: „Auf einem Friedhof“, sagt Walcher, „lässt sich der Zustand einer Gesellschaft ablesen.“ © Alexander Alber
 

eigentlich ist Ostern das Fest des Lebens, das fröhlichste aller kirchlichen Feste. Buntheit ist angesagt, Frühling und Aufbruchstimmung. Ostern, das ist das höchste Fest der Christenheit: Jesus geht den Weg durch den Kreuzestod zur Auferstehung. Nach dem Untergang folgt die Erlösung. Leider mag sich das Gefühl von Fröhlichkeit und Leichtigkeit an Ostern 2021 nicht einstellen. Diese Pandemie wirkt wie ein immerwährender Winter. Wir alle sind müde, gereizt und ungeduldig.

Diese Seuche hat unsere Gesellschaft entmenschlicht. Entmenschlicht hat sie vor allem auch das Sterben. Familie und Freunde konnten ihren sterbenden Liebsten oft nicht mehr beistehen. Die Rituale, die die Lebenden mit dem Tod versöhnen sollen, wurden entstellt. Im Sprechen über Covid-19 geht es zwar ständig um den Tod, aber wir vermeiden es, über das Sterben zu reden. Wir diskutieren über Infektionszahlen und Übersterblichkeit, aber wir blenden aus, dass es den Tod tatsächlich gibt. Karl Hinterwaldner zeigt in der Titelgeschichte auf, wie die Angst vor dem Tod einmal mehr in unser Bewusstsein zurückgekehrt ist. Und was wir vom Tod für das Leben lernen können (ab Seite 28).

Für die Filmbranche und das Kino ist diese Pandemie ein Desaster. Seit Wochen sind ihre Tore für das Publikum verschlossen. Die Vorbereitungen für die 34. Ausgabe des Bolzano Film Festival Bozen laufen trotzdem auf Hochtouren. Gemäß dem Slogan #imKINOdaCASA werden die 12 Wettbewerbsfilme im Kino sowie online über die Webseite des Festivals gezeigt. Anlass genug für Georg Mair, um mit einer Großen der Südtiroler Filmszene zu sprechen: Carmen Tartarotti, 70, Filmemacherin aus Latsch, lebt in Berlin. „Der Film“, sagt Tartarotti, „ist ein Nachdenken, verbunden mit starken Emotionen und Krisen. Ich bin noch nicht fertig damit.“ (ab Seite 40)

Coronafreie Geschichten gibt es auch: so beispielsweise das politische Interview mit dem grünen Co-Vorsitzenden Felix von Wohlgemuth (ab Seite 14), eine erste Bilanz der Genossenschaft „Ötzi Strom“ (Seite 26) und ein Porträt über den neuen Präsidenten des Olympischen Komitees Südtirol: Alex Tabarelli, 62, Journalist und Sportfunktionär (ab Seite 44).

Wir wünschen Ihnen eine anregende ff-Lektüre – und ein frohes Osterfest!

weitere Bilder

  •  Alexandra Aschbacher und Felix von Wohlgemuth

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